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Sturz eines Siegers

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Sie stand mit verschränkten Armen und blassem Gesicht am Fuß

der Treppe und würdigte Mark keines Blickes.

Doch, es gab hin und wieder einen Blick von ihr, stellte Mark fest

und wünschte sich gleichzeitig, dass sie ihn doch lieber weiterhin

mit Nichtbeachtung strafen sollte. Ihre Blicke waren vorwurfsvoll

und eisig.

Mark dachte nach. Vorsichtig setzte er zu einer Erklärung an:

„Teresa. Schatz. Ich habe vor ein paar Tagen eine Abmahnung

erhalten. Erinnerst du dich?“ Er ging auf sie zu. „Da kann ich doch

nicht gleich für einen halben Tag Urlaub fragen. Das musst du doch

verstehen.“

Teresa blickte ihn kurz an: „Hast du es wenigstens mal versucht?“

Mark war dran, zweifellos.

„Versucht?“, Mark riss seine Arme hoch um seine folgende

Erklärung gestenreich zu unterstützen. „Schatz, da gibt es keinen

Versuch. Wie soll ich es denn versuchen einen halben Tag frei zu

bekommen? Entweder man fragt danach oder man fragt nicht. Ich

habe nicht für einen halben Tag gefragt. Ich möchte nämlich lieber

beim Alten unterm Radar bleiben.“

Teresa verdrehte ihre Augen: „Wie kann man nur so einen Schiss

vor seinem Chef haben. Ehrlich Mark, wir sind deine Familie und

hätten dich heute gebraucht.“

„Ich weiß, Schatz.“, log Mark. In Wirklichkeit hatte Mark kein

Verständnis für Teresas Anschuldigungen. Sie war zu Hause, er war

eine Stunde entfernt auf der Arbeit. Sie hatte keinen Arbeitgeber, sie

war nämlich als Webtrainerin für Marktanalyse ihr eigener Chef. Er

hatte einen Arbeitgeber, der momentan nicht sonderlich gut auf

Mark zu sprechen war. Vielleicht tat er seiner Frau unrecht, aber er

fand, dass, wenn Teresa temporär kein Webtraining abhalten musste,

sie sich sehr wohl um das Wohlergehen von Dani und Dennis

kümmern konnte und auch sollte. Und wenn es Diskussionsbedarf

gab, konnte das auch sicherlich bis zum Abend nach seiner Arbeit

warten.

Die Streitzeremonie der Siegers stellte sich auch dieses Mal als

routiniert heraus. Mark gab nach und sagte Sachen wie „Ich weiß,

Schatz“ und eigentlich signalisierte eine Aussage wie diese die

Resignation Marks. Teresa aber, und darin war sie Meisterin ihres

Faches, lokalisierte in dieses verbale Entgegenkommen Marks gleich

die nächste Angriffsstelle.

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