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Sturz eines Siegers

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Der Hausmeister blickte auf ihre angebotene Hand, zuckte jedoch

mit seinen Schultern. Ein bedauernder Blick ließ die „ablehnende

Geste“ aber freundlich wirken.

„Sehen Sie es mir bitte nach, Frau Sieger. Ich habe soeben drei

WCs und ein verstopftes Waschbecken gereinigt und befinde mich

praktisch auf dem Weg zu einem intakten Waschbecken. Ich

würde Ihnen nur ungern die Hand geben, verstehen Sie?“ Er

lächelte.

Teresa lächelte zurück: „Verstehe ich. Können Sie mir sagen, wo

ich den Raum finde?“

„Sie sind schon beinahe dort, wo sie hinwollen. Diesen Gang noch

durch bis zur Treppe und dann ist es das linke Klassenzimmer an

der Treppe.

„Dankeschön.“ Teresa beschleunigte ihren Schritt wieder und

stand bereits kurze Zeit später vor einer Türe hinter der gedämpft

Stimmen zu hören waren.

„Frau Sieger?“, rief der Hausmeister und hob dabei seine Hand.

„Ja?!“ Teresa hielt in der Bewegung ein, an der Tür zu klopfen und

schaute den Mann erwartungsvoll an.

„Ich habe es wirklich versucht, müssen Sie wissen. Ich habe alles

Mögliche versucht.“, sagte er und schaute so traurig, dass der Kloß

in Teresas Hals wieder umgehend auf sich aufmerksam machte.

Als sie gerade nochmal auf ihm zugehen wollte, um Näheres zu

erfahren, bevor sie in die Klasse ging, öffnete sich die Tür und ein

junger Mann stand plötzlich strahlend im Türrahmen: „Dachte ich

mir doch, dass ich etwas gehört habe. Frau Sieger, nehme ich an?“

Er streckte ihr seine Hand entgegen, sie nahm sie und antwortete

zaghaft: „Ja, ich bin Teresa Sieger.“

„Schön, dass Sie es so zügig einrichten konnten. Dann kommen

Sie mal rein, hier ist jemand, der sehnsüchtig auf Sie wartet.“ Der

junge Mann, offensichtlich ein Lehrer, machte ihr Platz und gab

den Blick auf einen zusammengesackten Jungen frei, der sie aus

blutunterlaufenen Augen ansah. Das, was dort saß, war nicht

Dennis. Nicht ihr Dennis. Sein Blick war der eines geprügelten

Hundes, der trotz allem um Verzeihung bat.

Teresas Herz bekam einen Stich und ihre Augen füllten sich

unweigerlich mit Tränen.

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