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Sturz eines Siegers

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In Betracht zogen, dachte Mark und lachte humorlos, das alles

wurde nicht in Betracht gezogen. Es war beschlossen. Einseitig

beschlossen.

Mark prüfte ein letztes Mal, ob die Wohnungstür verschlossen war.

Er schlenderte den Eingang zu ihrer Wohnung (Ex-Wohnung,

ermahnte er sich zerknirscht) entlang und rüttelte an der Haustür.

Der Schließzylinder war nach all den Jahren der Existenz des Hauses

merklich in Leidenschaft gezogen und schloss nicht zuverlässig.

Man musste immer einmal extra rütteln, um sicher zu gehen, dass

die Wohnung abgeschlossen war.

„Darüber müssen wir uns dann auch nicht mehr ärgern.“, war eine

von vielen „Punch Lines“ in Teresas Argumentationssuchen.

„Alles verschlossen?“ Teresa strahlte ihren Mann vom Beifahrersitz

aus an. Diese Augen, dieses Strahlen? Als hätte er jemals eine

Chance gehabt, ihr auch nur einen Wunsch zu verwehren. Vor

allem, wenn es ein Wunsch war, der ihr so viel bedeutete.

„Ja, alles dicht.“ Frank stieg ins Auto. Er richtete den Rückspiegel,

blickte durch den Spiegel noch einmal zur Wohnung und seufzte.

Selbst für ihn klang der Seufzer ein wenig zu theatralisch.

-

„Dann wäre da noch die Auszugsgebühr,“ sagte Heribert Fritsch,

der Vermieter der Kölner Wohnung. Der von Mark überreichte

Schlüssel wippte in der Hand von Fritsche. „Die steht mir zu.“

„Was für eine Gebühr?“ Mark fühlte sich vor dem Kopf gestoßen.

Herr Fritsche war vor ein paar Wochen doch so verständnisvoll

gewesen, er hatte sogar Dani über den Kopf gestrichen und

gesprochen von „Familie geht vor“ und „die Wohnung werd’ ich

schon los“, sogar von seinem Enkel als möglicher Nachmieter war

die Rede gewesen.

„Herr Fritsche, ich verstehe nicht“, begann Mark mit einer

vorsichtigen Nachfrage.

„Steht mir aber zu“, unterbrach Fritsche ihn gleich.

„Ja, Herr Fritsche, das habe ich soweit akustisch verstanden. Aber Sie

haben uns das vorher nicht mitgeteilt.“ Marks Adern begannen am

Hals bereits zu schwellen. Er spürte es. Außerdem spürte er eine

Hitze, die zähflüssig seinen Kopf wie warme Butter zu füllen schien.

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