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Rahmenplan Grundschule Hessen

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Teil B, Deutsch<br />

üben allerdings eine besondere Anziehungskraft auf Grundschulkinder aus. Das liegt nicht<br />

zuletzt an der eindimensionalen Struktur ihrer Handlungen und Figuren und wirft ein bezeichnendes<br />

Licht auf möglicherweise entwicklungsspezifische Rezeptionsbedürfnisse von<br />

Kindern.<br />

Literaturunterricht schließt lustbetontes Lesen ein. Insofern muß freie Lektüre in der Schule<br />

Teil des Literaturunterrichts sein. Darüber hinaus sind von Seiten der Schule Anregungen<br />

nötig, die zu einer bewußteren Haltung gegenüber dem eigenen Lesen veranlassen. An dieser<br />

Nahtstelle kommt es auf besondere Sensibilität an.<br />

Didaktisches Handeln ist daran zu messen, ob es dazu beiträgt, die Schwellenangst (den<br />

"Schock") vor der Literalität zu vermeiden, zu mildern oder zu überwinden. Dazu muß den<br />

Kindern (gleichsam beglückend) bewußt werden, daß Literatur nicht nur ihre Unterhaltungs-<br />

und Informationsbedürfnisse befriedigen kann, sondern vor allem auch, daß in Literatur ihre<br />

Erfahrungen, Gefühle, ihre offenen und geheimen Wünsche, Ängste wie auch Tabus,<br />

Verdrängungen und Verklemmungen in Sprache gefaßt sind und damit für sie selbst bearbeitbar<br />

werden.<br />

Im Unterschied zur Lese-Einsamkeit in der Freizeit bietet das Schulleben dafür eine besondere<br />

Chance. Sobald Kinder sich über Texte austauschen, findet bewußtseinsförderndes<br />

metasprachliches Handeln statt, das Auswirkungen auch auf die außerschulische Lektüre<br />

haben kann. Im Gegenzug kann dabei bewußt werden, daß Literatur zugleich Diskretion ermöglicht:<br />

Man kann mit ihr Geheimnisse teilen.<br />

Im Vordergrund steht also nicht die philologische Reflexion, sondern das Bemühen, für Literatur<br />

aufzuschließen.<br />

Über das informelle Gespräch hinaus bieten sich projektorientierte Vorhaben an, in denen<br />

an der Literatur gearbeitet werden kann, ohne daß durch "verschulte" Be-Arbeitung der Eigenwert<br />

der Literatur für das Kind verlorengeht.<br />

Zu den informellen Verfahren gehören in erster Linie das Vorlesen, das die ganze Grundschulzeit<br />

hindurch als Ritual institutionalisiert werden sollte, sowie wechselnde Buchpräsentationen<br />

oder Hilfen zur Überwindung der Einstiegsbarrieren in ein neues Buch. Zu<br />

Literaturprojekten können die Einrichtung einer Leseecke, Besuche von Bibliotheken oder<br />

Märchenlesungen ebenso werden wie die Gestaltung eines Lyrik-Bandes oder das gemeinsame<br />

Umschreiben eines Textes in ein Drehbuch oder Theaterstück.<br />

Bei alledem ist Lesen nicht primär Lesenlernen, sondern es muß gelesen werden, um aus der<br />

Literatur einen Gewinn zu ziehen. Dabei übt es sich, und die herkömmlichen Ziele<br />

⎯⎯ des Textverstehens<br />

⎯⎯ der Unterscheidung von Textsorten<br />

⎯⎯ des Kennenlernens von Lesefunktionen<br />

⎯⎯ der Einsicht in Intentions- und Wirkzusammenhänge<br />

⎯⎯ der Wahrnehmung ästhetischer Gestaltungsmittel<br />

werden im situativen Kontext bedeutsam, im funktionalen Sinne angegangen und produktiv<br />

umgesetzt.<br />

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