Rahmenplan Grundschule Hessen
Rahmenplan Grundschule Hessen
Rahmenplan Grundschule Hessen
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
Teil B, Muttersprachlicher Unterricht<br />
Kinder finden am schnellsten Zugang zu geschriebenen Texten, die ihnen interessant oder<br />
bedeutsam erscheinen. Neben dem berechtigten Interesse, an Texten Spaß zu haben und<br />
von ihnen unterhalten zu werden, sollten unter Berücksichtigung der jeweiligen Lesefähigkeit<br />
und des Verständnisses Texte ausgesucht werden, durch die die Kinder ihre bisherigen<br />
Erfahrungen, Gedanken und Kenntnisse erweitern und neue Handlungsmöglichkeiten<br />
entdecken.<br />
Das für den Umgang mit geschriebenen Texten Gesagte gilt in der Regel auch für visuelle<br />
Texte. Diese sind in der Umwelt der Kinder jederzeit präsent.<br />
Kinder sind bis zur Entwicklung ihrer Lesefähigkeit auf optische Eindrücke als Signale für die<br />
Orientierung in ihrer Umwelt angewiesen und haben deshalb Fähigkeiten entwickelt,<br />
Bildinformationen zu entschlüsseln. Diese Fähigkeiten sind unterschiedlich ausgeprägt.<br />
Im schulischen Bereich stehen Bilder häufig im Kontext mit schriftlichen Textformen.<br />
Bilder<br />
⎯⎯ illustrieren den Text, konkretisieren, ergänzen, erweitern oder kontrastieren ihn<br />
⎯⎯ bieten Sprechanreize<br />
⎯⎯ stellen Sachverhalte dar und erklären sie<br />
⎯⎯ machen den Kindern Spaß<br />
⎯⎯ sind Motivationsanreize<br />
⎯⎯ ersetzen Schrift (besonders bei Leseanfängern).<br />
Darüber hinaus sollten von der Lehrerin/ dem Lehrer und den Kindern selbst ausgesuchte<br />
oder selbst gemalte Bilder in den Unterricht eingebracht werden, da hiermit Probleme und<br />
Sachverhalte darstellbar werden, die die Kinder aufgrund mangelnder Sprachkompetenz<br />
sonst nicht artikulieren könnten.<br />
Audiovisuelle Texte gewinnen im Leben der Kinder eine immer größere Bedeutung. Viele<br />
Kinder haben zu ihnen eher Zugang als zu geschriebenen Texten. Daher müssen diese<br />
Formen im Unterricht berücksichtigt werden - auch, um den Mädchen und Jungen Hilfen für<br />
einen angemessenen und kritischen Mediengebrauch zu geben. Langfristig sollen sie<br />
erkennen, daß Bilder und Sprache mit einer bestimmten Absicht ausgesucht und zusammengestellt<br />
sind, daß sie immer nur Darstellung, aber nicht die Wirklichkeit selber sind.<br />
Im Muttersprachlichen Unterricht bietet die Einbeziehung audiovisueller Texte die Möglichkeit,<br />
die Mädchen und Jungen anschaulich an das Leben im Herkunftsland heranzuführen.<br />
Bei altersgemäßer Auswahl und Verarbeitung kann sowohl das Interesse am<br />
Herkunftsland als auch die kritisch-empathische Auseinandersetzung mit ihm gefördert<br />
werden.<br />
Obwohl Schulanfängerinnen und -anfänger mit unklaren Vorstellungen über die Funktion<br />
und den Aufbau der Sprache zur Schule kommen, können sie schon zu einem relativ frühen<br />
Zeitpunkt eine gewisse Distanz zu ihrer Sprache gewinnen und über Gesprochenes und<br />
Geschriebenes nachdenken. Der Muttersprachliche Unterricht muß ihnen dabei<br />
Orientierungs- und Strukturierungshilfen anbieten.<br />
Untersuchen von Sprache bedeutet in der <strong>Grundschule</strong> immer einen zunächst spielerischen<br />
Umgang mit ihr. Über Reime, Sprachspiele, Unsinnswörter und -sätze bekommen die<br />
Kinder Zugang zu Sprachaufbau und Strukturen und schulen ihr Sprachgefühl.<br />
Beim Untersuchen gesprochener Sprache sollten die persönlichen Beiträge der Kinder nach<br />
Möglichkeit nicht verbessert werden, weil sie sonst die Unbefangenheit verlieren, sich zu<br />
äußern. Vielmehr sollten Situationen geschaffen werden, in denen Kinder nach geeigneten<br />
255