Rahmenplan Grundschule Hessen
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Teil C, Gestaltungsaufgaben<br />
• Leistungserziehung zielt auf die Eigenverantwortung. Die Schule muß Kinder dabei<br />
unterstützen, ihre Fähigkeiten einschätzen zu lernen, sich selbständig Ziele zu setzen<br />
und eigene Lernwege zu gehen. Sie richtet ihr Augenmerk nicht allein auf das "Was" des<br />
Lernens, sondern auch auf das "Wie", d.h. auf den aktiven Vorgang des Lernens und die<br />
Einstellungen zum Lernen in ihrer Bedeutung für die Entwicklung der Ich-Identität.<br />
• Kinder brauchen Zutrauen zu sich selbst und Mut, Lernprozesse anzugehen. Sie werden<br />
darin unterstützt, wenn ihre Fehler auch als Lösungsversuche im Lernprozeß gesehen<br />
werden, die Kindern und Lehrkräften wichtige Hinweise für weiteres Lernen geben können.<br />
Lehrkräfte müssen wissen, daß sie mit ihrer Reaktion auf Vermögen und Unvermögen den<br />
Kindern Rückmeldungen geben, mit denen sie die Ausbildung von Leistungsmotivation und<br />
Ich-Identität beeinflussen. Sie nehmen dann Kinder in ihrem gesamten Verhalten<br />
einschließlich der emotionalen und sozialen Seite wahr und sehen sie nicht ausschließlich<br />
als Lernende auf eng begrenzten (Schul-) Leistungsgebieten.<br />
Eine pädagogische Leistungsbeurteilung erstreckt sich über die Beachtung und Bewertung<br />
der Lernergebnisse der einzelnen Fächer/ Lernbereiche hinaus und nimmt das ganze Kind in<br />
seiner Persönlichkeit in den Blick. Nur eine ganzheitliche Beschreibung der individuellen<br />
Lernprozesse, die Erfassung von Lernfortschritten, die Darstellung und Analyse von Lernschwierigkeiten<br />
in Bezug auf die Unterrichtsanforderungen geben einen differenzierten und<br />
umfassenden Einblick in die vielfältigen Fähigkeiten, die Leistungsbereitschaft und das<br />
Leistungsvermögen jedes Kindes.<br />
Dabei müssen die Lernmöglichkeiten in den verschiedenen Fächern/ Lernbereichen und<br />
Unterrichtssituationen entsprechend den individuellen Voraussetzungen und Aneignungswegen<br />
berücksichtigt werden. In den Bewertungsprozeß sollten die Kinder direkt mit einbezogen<br />
werden. Zunehmend können sie angeleitet werden, ihre Lernprozesse selbst zu<br />
beurteilen.<br />
2.8 Übergänge<br />
Der Wechsel von einem gewohnten in ein ungewohntes Sozialsystem und die Eingewöhnung<br />
in dieses sind wichtige Lebenserfahrungen. Das Grundschulkind erlebt einen solchen<br />
Wechsel einmal beim Übergang von Familie und Kindergarten in die Schule und zum<br />
anderen beim Übergang in die weiterführenden Schulen. Beide "Hürden" sind pädagogisch<br />
so zu gestalten, daß sie von allen Kindern möglichst ohne psychische Belastungen bewältigt<br />
werden können.<br />
Die meisten Kinder freuen sich auf die Schule und wollen etwas lernen und leisten. Dies<br />
kann nur erhalten und genutzt werden, wenn die Möglichkeiten eines kontinuierlichen<br />
Übergangs vom Elementar- zum Primarbereich wahrgenommen werden, u.a. durch Kontakte<br />
mit Eltern und Kindergärten, gegenseitige Besuche, Hospitationen, Beratungen usw.<br />
Die von der Familie oder vom Kindergarten her bekannten Gewohnheiten und Rituale (Spiel,<br />
ästhetisch-motorische Aktivitäten, Stuhlkreise, Ordnungssysteme usw.) werden aufgegriffen<br />
und weiterentwickelt. Neu einsetzende und ungewohnte Anforderungen (Leistungsorientierung,<br />
systematisch-zielgerichtetes Lernen) müssen dazu in einem ausgewogenenen<br />
Verhältnis stehen.<br />
Für den Schulanfang sind persönliche Zuwendung, individuelle Förderung und soziale<br />
Integration in besonderer Weise gefordert. Alle in diesem Kapitel ausgeführten Gestaltungsaufgaben<br />
der Schule gelten uneingeschränkt auch für die Schulanfangsphase.<br />
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