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Rahmenplan Grundschule Hessen

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1. <strong>Grundschule</strong> als Ort grundlegender Erfahrungen<br />

13<br />

Teil A, <strong>Grundschule</strong> als Ort grundlegender Erfahrung<br />

Kinder machen vor, in und außerhalb der Schule grundlegende Erfahrungen, unabhängig<br />

davon, wie das Umfeld bzw. Schule und Unterricht gestaltet und inwieweit solche Prozesse<br />

den Lehrerinnen und Lehrern bewußt sind. Diese Erfahrungen sind für die kindliche<br />

Entwicklung von zentraler Bedeutung, denn sie prägen Mädchen und Jungen in ihren<br />

Werthaltungen und Einstellungen bezüglich ihrer Um- und Mitwelt und zu sich selbst - und nicht<br />

zuletzt gegenüber Schule und Lernen.<br />

Es handelt sich z. B. um Erfahrungen im Umgang mit anderen und sich selbst, um Erfahrungen<br />

mit Sprache, mit Sinn und Wert, mit Spiel und Bewegung, mit Raum und Zeit, mit<br />

Mengen und Strukturen, mit Natur und Technik, mit Arbeit und Konsum, um Erfahrungen<br />

sozialer, religiöser, interkultureller und ästhetischer Art. Die Art und Weise, wie sich Unterricht<br />

und schulisches Miteinander vollziehen, trägt entscheidend zur Qualität dieser Erfahrung bei.<br />

Erfahrung ist immer ein Wechselspiel von Prozeß und Ergebnis, Erkenntnisgewinn und<br />

Persönlichkeitsprägung, objektivem Vorgang und subjektivem Erleben. Erfahrung umfaßt mehr<br />

als Wissen und Fähigkeiten, mehr als subjektive Wahrnehmung und subjektive Befindlichkeit.<br />

Erfahrung vermittelt zwischen Subjekt und Objekt, überbrückt in bestimmter Weise Innen und<br />

Außen ("Ich erfahre etwas", "ich habe die Erfahrung gemacht, daß.."), ist sowohl<br />

Selbsterfahrung als auch Fremderfahrung.<br />

Von besonderer Bedeutung für die Arbeit in der Schule sind Erfahrungen, die aus<br />

gedeuteten Erlebnissen erwachsen, indem ein eher emotional gestimmtes Erleben<br />

denkend und handelnd verarbeitet und als Haltung verinnerlicht wird. Solche Erfahrung<br />

bestimmt das Verhalten und trägt so zur Bildung der Gesamtpersönlichkeit bei. In<br />

diesem Sinne ist Erfahrung sich gegenseitig bedingende Sozial- und Selbsterfahrung,<br />

die letztlich in Lebenserfahrung und idealerweise schließlich in Lebensweisheit gipfelt.<br />

Die Schule muß - ihrem Erziehungsauftrag folgend - die Bedeutung solcher Prozesse erkennen.<br />

Es ist daher unerläßlich, daß die Schule nicht nur fachliche Lernziele im Blick hat,<br />

sondern das gemeinsame Leben und Lernen so gestaltet, daß alle Kinder durch diese Erfahrungen<br />

in ihrer Persönlichkeitsentwicklung gefördert werden.<br />

Die Beschreibung der Erfahrungsfelder setzt daher bei den Erfahrungen der Kinder an, formuliert<br />

den übergreifenden, von allen Fächern mitzuverantwortenden Erziehungs- und Bildungsauftrag<br />

für das jeweilige Erfahrungsfeld und zeigt Anknüpfungspunkte für eine Gestaltung<br />

der Schule als Erfahrungsraum.<br />

1.1 Spracherfahrung<br />

In Sprache finden die Erscheinungen und Dinge unserer Umwelt, ihre Beziehungen untereinander<br />

und das Verhältnis, das die Menschen zu ihnen entwickelt haben, ihren Ausdruck.<br />

Erst durch die Sprache ist die Aufnahme von und die Auseinandersetzung mit Begriffen und<br />

Wertungen, Gedanken und Gefühlen möglich. Sprache dient der Welterkenntnis und -deutung<br />

und damit der Entfaltung der Persönlichkeit.<br />

Mit Sprache deuten und gestalten Kinder ihre Welt; sie hilft, eigene Gedanken zu ordnen,<br />

fremde Gedanken aufzunehmen, Erlebnisse und Eindrücke zu verarbeiten und Gefühle zu<br />

erfassen; sie ist Mittlerin bei der Begriffsbildung im engen Zusammenhang mit kindlichen<br />

Denkprozessen. Über Sprache nehmen Kinder außerdem rezeptiv und produktiv an gesellschaftlicher<br />

Kultur teil.<br />

Sprache prägt in ihrer emotionalen Dimension auch die sozialen Beziehungen. Kinder erleben<br />

einerseits, daß durch Sprache Macht ausgeübt wird, daß sie Verletzungen zufügen kann,<br />

andererseits erleben sie auch Trost und Ermutigung durch Sprache. Durch Sprache können<br />

sich Kinder bestimmten Gruppen zuordnen oder zugeordnet werden; sie erfahren Ablehnung<br />

oder finden Geborgenheit.

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