Rahmenplan Grundschule Hessen
Rahmenplan Grundschule Hessen
Rahmenplan Grundschule Hessen
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
Teil B, Mathematik<br />
2.3.3 Geometrie<br />
Der Geometrieunterricht in der <strong>Grundschule</strong> leistet einen wichtigen Beitrag zur Entfaltung des<br />
räumlichen Wahrnehmens und Denkens, zur Entwicklung des Orientierungsvermögens, zur<br />
Schulung der zeichnerischen Fähigkeiten und zur Präzisierung der Sprache. Er kann durch<br />
kreativen Umgang mit Materialien zur Förderung der Phantasie, der Selbständigkeit und des<br />
Interesses am Lösen mathematischer Probleme beitragen.<br />
Die Inhalte lassen sich in die folgenden Bereiche aufteilen, die aber im Unterricht miteinander<br />
verbunden sind:<br />
⎯⎯ Lagebeziehungen<br />
⎯⎯ Eigenschaften von Gegenständen<br />
⎯⎯ Geometrische Figuren und Körper<br />
⎯⎯ Muster, Ornamente, Symmetrien<br />
⎯⎯ Größe und Umfang von Figuren<br />
⎯⎯ Umgang mit Zeichengeräten.<br />
Im Mittelpunkt des Geometrieunterrichts in der <strong>Grundschule</strong> steht nicht die Systematik des<br />
Stoffes mit Begriffen und Lehrsätzen, sondern das Entdecken, Vermuten, Vergleichen,<br />
Beschreiben und Konstruieren. Begriffe und Einsichten werden aus realen Erfahrungen<br />
beim Betrachten, Zeichnen, Falten, Kleben, Schneiden, Modellieren, Drucken, Bauen usw.<br />
entwickelt. Dabei ergeben sich vielfältige Beziehungen zu anderen Fächern, vor allem zu<br />
Kunst, Werken und Sachunterricht.<br />
Die Kinder sollen behutsam an die Fachsprache herangeführt werden. Umgangssprachliche<br />
Begriffe und von den Kindern gefundene Bezeichnungen (wie z. B. "schiefes Viereck" für ein<br />
Parallelogramm) können für die Kinder manchmal anschaulicher und aussagekräftiger sein als<br />
die Fachbegriffe und sollten als treffend gewürdigt und nur behutsam durch den Fachterminus<br />
ergänzt und ersetzt werden. Dieser Prozeß kann bei den verschiedenen Kindern und bei<br />
verschiedenen Begriffen unterschiedlich lange dauern.<br />
Die Themen der Geometrie sollten über das Schuljahr verteilt und unter wechselnden Gesichtspunkten<br />
mehrmals wiederholt und vertieft werden.<br />
Im 3. und 4. Schuljahr werden die Bereiche in einem weitgehend offenen Unterricht in Projekten<br />
miteinander verbunden. Die fachlichen Elemente können in Exkursen herausgearbeitet und<br />
systematisiert werden. So können zum Beispiel beim Bau eines Fachwerkhauses neben<br />
fachübergreifenden Fragen wie Stabilität, Konstruktionsprinzipien oder Ästhetik die eher<br />
fachspezifischen Elemente wie "senkrecht, lotrecht, waagerecht", "spitzer Winkel, rechter<br />
Winkel", "Rechteck, Dreieck", "Quader, Dreiecksäule" usw. behandelt werden.<br />
Lagebeziehungen<br />
Das richtige Wahrnehmen von Lagebeziehungen und klare Raumvorstellungen sind in allen<br />
Lebensbereichen sehr wichtig (z. B. im Straßenverkehr, beim Schreibenlernen, beim<br />
Darstellen von Rechenwegen und -verfahren). Beim Schuleintritt haben viele Kinder ein gut<br />
entwickeltes räumliches Wahrnehmungs- und Orientierungsvermögen. Sie kennen einfache<br />
geometrische Grundformen und topologische Eigenschaften wie offen, geschlossen,<br />
benachbart, Lagequalitäten wie schief, gerade und Lagebeziehungen wie vorn, hinten, innen<br />
und außen.<br />
Kinder, deren Bewegungsmöglichkeiten eingeschränkt waren, können in ihrer visuellen<br />
Wahrnehmung und ihrem räumlichen Vorstellungsvermögen jedoch erhebliche Defizite<br />
aufweisen. Sie brauchen vielfältige Erfahrungen in der visuomotorischen Koordination, der<br />
Figur-Grund-Diskrimination, der Wahrnehmung räumlicher Beziehungen, der Raumvorstellung<br />
und der visuellen Speicherung (s. Teil A, 1.6 Erfahrung mit Spiel und Bewegung).<br />
164