Rahmenplan Grundschule Hessen
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Teil B, Deutsch<br />
Abgesehen von aktuellen Anlässen im Schulalltag findet sachbezogenes Sprachhandeln in<br />
allen Lernbereichen - insbesondere im Sachunterricht - bei der Planung von Arbeitsvorhaben,<br />
in Aneignungs- und Verarbeitungsprozessen und bei der Veröffentlichung und Auswertung<br />
statt. Es gehört zu den wichtigsten Aufgaben der Schule, die Kinder zur selbständigen<br />
Informationsbeschaffung, - selektion und -verarbeitung zu befähigen.<br />
Ein wesentlicher Teil des Problemlösungsprozesses besteht im Recherchieren. In der Schule<br />
müssen dafür verschiedene Methoden des Erkundens im Kontext der Problemlösung zum<br />
Gegenstand des Unterrichts werden. Interviewfragen können formuliert, Beobachtungskriterien<br />
erarbeitet, Protokollformen (Notizen/ Mitschnitt) erprobt und nicht zuletzt das<br />
Nachschlagen von z. B. Fachbegriffen in Lexika geübt werden.<br />
Vor allem ist bei der Informationssuche und -erfassung informatives Lesen erforderlich:<br />
⎯⎯ orientierendes Lesen, um sich über den Sachverhalt einen Überblick zu verschaffen<br />
⎯⎯ genaues Lesen, um den Text zu verstehen<br />
⎯⎯ selektives Lesen, um für die Problemlösung die wesentlichen Informationen herauszufiltern<br />
⎯⎯ kritisches Lesen, um textimmanente Widersprüche, aber auch solche zwischen Textaussage<br />
und eigener Erfahrung zu entdecken<br />
⎯⎯ worterschließendes Lesen, um z. B. die Bedeutung von Fachbegriffen zu entschlüsseln<br />
⎯⎯ rückversicherndes Lesen, um sich eines Sachverhalts zu vergewissern.<br />
Für das Festhalten von schriftlichen Informationen müssen die Kinder zudem mit alternativen<br />
Techniken vertraut werden, um auch herauszufinden, welche ihnen persönlich am<br />
besten hilft: Notizen machen, Sätze/ Schlüsselwörter herausschreiben, Textabschnitte aus<br />
Kopien herausschneiden und unter eigenem Gesichtspunkt zusammenkleben, Unterstreichen,<br />
Markieren.<br />
Bei der Auswertung werden die zusammengetragenen Informationen gesichtet, kritisch auf<br />
ihren Aussagegehalt geprüft und gewichtet, nach Schwerpunkten sortiert und in eine<br />
sachangemessene Chronologie gebracht. In Zusammenarbeit mit Partner/innen oder in der<br />
Gruppe können den Kindern dabei verschiedene Sichtweisen bewußt werden; die Auseinandersetzung<br />
um Mißverständnisse, Widersprüche, Fachbegriffe trägt zur Klärung des<br />
Sachverhalts bei und fördert die Argumentationsfähigkeit.<br />
Die Veröffentlichung verlangt schließlich je nach Dokumentationsform (verschiedene Medien/<br />
Textsorten) und Adressatenschaft die Aufbereitung des Informationsmaterials. So muß<br />
es z. B. auf Plakaten in eine ansprechende, übersichtlich strukturierte, bildhafte Form<br />
gebracht und mit knappen Kommentaren versehen werden, während die Anschaulichkeit von<br />
z. B. Referaten stärker durch chronologische Darstellung, Präzision der Sprache, und nur<br />
gelegentliche illustrierende Einschübe gegeben ist.<br />
Die Reflexion von Prozeß und Ergebnis sollte auf zukünftige Vorhaben ausgerichtet sein,<br />
damit Kritik und auch Enttäuschung konstruktiv wirken können.<br />
Sachbezogene Verständigung vollzieht sich in Wechselwirkung von mündlichem und<br />
schriftlichem Sprachhandeln und ist auf Kooperation und kritische Auseinandersetzung der<br />
Mädchen und Jungen angewiesen. Gesprächs- und Textformen wie "der Bericht" oder "die<br />
Beschreibung" sind zweck-, ziel- und produktorientiert in den Handlungsprozeß integriert.<br />
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