Rahmenplan Grundschule Hessen
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Teil B, Muttersprachlicher Unterricht<br />
Ausländische Kinder werden in der Regel in der deutschen Sprache alphabetisiert. Mit dem<br />
Lesen und Schreiben in der Muttersprache wird erst dann begonnen, wenn die Mädchen und<br />
Jungen grundlegende Fähigkeiten und Fertigkeiten des Lesens und Schreibens in der<br />
deutschen Sprache erworben haben.<br />
Durch den zeitlich versetzten Schriftspracherwerb kann der Muttersprachliche Unterricht also<br />
auf die im Anfangsunterricht gemachten Erfahrungen zurückgreifen. Sprachen, deren<br />
Phonem-Graphem-Zuweisung dem Deutschen ähnlich sind, können leichter auf den<br />
erworbenen Erfahrungen aufbauen als Sprachen, denen ein anderes Zeichensystem<br />
zugrunde liegt. Bei Interferenzen sind nicht nur die zwischen der deutschen Sprache und der<br />
anderen Sprache zu berücksichtigen, sondern auch diejenigen zwischen den regionalen<br />
Besonderheiten der eigenen Sprache, weil nicht davon ausgegangen werden kann, daß alle<br />
Kinder die Hochsprache sprechen.<br />
Schreiben als sinnvolle Tätigkeit muß auch im Muttersprachlichen Unterricht von Situationen<br />
ausgehen, die an die Erfahrungen, Interessen und Bedürfnisse der Kinder anknüpfen.<br />
Das bedeutet, daß Schreibanlässe gesucht und Texte aufgegriffen werden müssen, die für<br />
die Kinder relevant sind und die sie in direkter Auseinandersetzung mit ihrer Umwelt in<br />
konkreten Situationen gebrauchen können.<br />
Auch das Kind, das noch nicht oder wenig schreiben kann, soll schon im Anfangsunterricht<br />
die unterschiedlichen Funktionen von Schreiben kennenlernen. Dies kann u.a. dadurch<br />
geschehen, daß Kinder erfahren, wozu Schrift gebraucht wird.<br />
254<br />
1.- 4. Schuljahr<br />
Kinder erfahren die Funktionen von Schreiben z. B:<br />
indem sie Gegenstände, Arbeitsblätter usw. mit ihrem Namen kennzeichnen,<br />
indem Mitteilungen ins Merkheft, Briefe usw. geschrieben werden,<br />
indem Gedanken und Ideen von Kindern aufgeschrieben werden (z. B. Bilder beschriften, Erzählungen,<br />
Schlüsselwörter, usw.)<br />
Um den Mädchen und Jungen zunehmend Sicherheit in der Rechtschreibung zu vermitteln,<br />
ist die Arbeit mit einem begrenzten Grundwortschatz zu empfehlen. Er ist durch systematische<br />
Übungen und in immer neuen Verwendungszusammenhängen während der<br />
Grundschulzeit ständig zu trainieren und anzuwenden. Die Aufnahme eines Wortes in den<br />
Grundwortschatz richtet sich nach<br />
⎯⎯ der Häufigkeit (das Wort sollte im allgemeinen Sprachgebrauch häufig benutzt werden)<br />
⎯⎯ der kommunikativen Bedeutung (die Wörter müssen für die Kinder von Bedeutung sein;<br />
sie sollten im Zusammenhang realer Kommunikationssituationen aufgegriffen werden).<br />
Mit Hilfe eines solchen Grundwortschatzes können dann Regeln erarbeitet werden, die vom<br />
Schwierigkeitsgrad her den Mädchen und Jungen verständlich sind.<br />
Das Kennenlernen und Lesen muttersprachlicher Texte ist für ausländische Kinder von<br />
großer Bedeutung, da diese eine dauerhafte Verbindung zur Gesellschaft und Kultur des<br />
Herkunftslandes ermöglichen. Die hier aufwachsenden Mädchen und Jungen können sich in<br />
sprachlich-authentischer Form mit Büchern, Zeitschriften, Zeitungen, Filmen, Kassetten und<br />
Schallplatten über das Leben in ihrem Herkunftsland informieren und an dessen kulturellem<br />
Leben teilhaben.