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pdf-Datei 1,5 MB - Comenius-Institut Münster

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173machen im Laufe ihrer Schulzeit durch Zurückstellungen, Sitzenbleiben,Sonderschulüberweisungen und Abschulungen mindestens einmal dieErfahrung, aus einer Lerngruppe ausgeschlossen zu werden. Schamgefühlesind dabei häufige emotionale Begleiter (vgl. Tillmann 2005, 131).2.2 Fallbeispiel aus dem Bereich Lehrer-Schüler-BeziehungDas Fallbeispiel entstammt einer qualitativen Elternbefragung des österreichischenErziehungswissenschaftlers Volker Krumm unter dem Titel„Geht es Ihnen gut oder haben Sie noch Kinder in der Schule?“. EineMutter berichtet in diesem Rahmen:„Mein Sohn Stefan hat in der ersten oder zweiten Klasse Gymnasiumden Klassenvorstand [gemeint: Klassenlehrer] gebeten, etwas nocheinmal zu erklären. Darauf hat der Klassenvorstand gemeint, wennStefan zu blöd ist, und wenn auch seine Eltern zu blöd sind, um ihm zuhelfen, dann braucht er ja nicht ins Gymnasium zu gehen. Das sei einefreiwillige Schule und man habe nicht in der Schule nachzufragen; dazusei er nicht da. Ich habe das schlimm gefunden, und das hat Stefan auchsehr gekränkt (vgl. Krumm/ Eckstein 2001, 10).Die Äußerung des Gymnasiallehrers enthält eine Vielzahl an Beschämungspotenzialen.Eigentlich müsste es der Lehrer als besonders günstigeLernchance ansehen, dass Stefan ihn scheinbar unbedarft bittet, etwas nocheinmal zu erklären. Er kommt der Bitte nach inhaltlicher Erklärung jedochnicht nach. Vielmehr macht er dem Schüler unmissverständlich klar, dasser bei inhaltlichen Fragen prinzipiell nicht der zuständige Ansprechpartnersei. Er verweist Stefan auf seine Eltern, unterstellt diesen aber gleichzeitig„Blödheit“. Das Verhalten des Lehrers macht es wahrscheinlich, dass derSchüler Kompetenzscham empfindet. Nimmt er die Unterstellung ernst,seine Eltern seien blöd, entsteht Gruppenscham. Mit hoher Wahrscheinlichkeitantizipiert er auch den vom Lehrer erwähnten Ausschluss ausdem Gymnasium, der mit existenzieller Scham verbunden sein kann.Schamverstärkend wirkt zudem, dass Stefan die Beziehung zum Lehreraufgrund der unprofessionellen demütigenden Behandlung nicht „kündigen“kann. Der Lehrer bleibt für Stefan (zumindest vorerst) weiterhin dermit Autorität ausgestattete Klassenlehrer. Diese Tatsache geht mit hoherWahrscheinlichkeit mit Abhängigkeitsscham einher.2.3 Fallbeispiel aus dem Bereich Schüler-Schüler-BeziehungIm Folgenden wird exemplarisch analysiert, welche Rolle Beschämungenbei sozialen Exklusionsprozessen unter Kindern und Jugendlichen einnimmt.Dabei wird ein Konflikt zwischen dem 15-jährigen Jurij und

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