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pdf-Datei 1,5 MB - Comenius-Institut Münster

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1773. Der Religionsunterricht: Fachspezifische Chancenund RisikenIm Folgenden wird gezeigt, dass der Religionsunterricht einerseits fachspezifischeSchampotenziale, andererseits aber auch eine Reihe fachspezifischerLernchancen in Bezug auf einen lebensförderlichen Umgang mit Schamenthält. Beide können hier nur ansatzweise skizziert bzw. exemplarisch dargelegtwerden. Die Lernchancen einer schamsensiblen Religionsdidaktikwerden in zwei Bereiche gegliedert: Erstens wird exemplarisch gezeigt, dassder Religionsunterricht durch seine Inhalte und Ziele einen wichtigen Beitragzu einer schamprophylaktisch wirkenden Anerkennungskultur leistenkann. Zweitens wird dargelegt, warum gerade der Religionsunterricht zueinem exemplarischen Ort praktizierter Schamsensibilität werden kann.3.1 Schamsensibilität auf der Ebene der UnterrichtsinhalteIn zentralen biblischen Texten wird deutlich: Scham schließt aus. Denmythologischen Bildern der Urgeschichte folgend, ist der Mensch nursehr kurze Zeit ein von Scham unbelastetes Wesen. Gen 2,25 wird nochberichtet, dass der Mensch sich trotz seiner Nacktheit nicht schämt. BereitsGen 3,10 wird jedoch erzählt, dass er sich schamvoll unter den Bäumen desParadiesgartens versteckt. Die Scham ist damit seit der Distanzierung vonGott ein menschliches Charakteristikum. Das in der Sündenfallerzählungbeschriebene Handeln Gottes angesichts der Scham des Menschen kannals exemplarisch bezeichnet werden: Gott kümmert sich liebevoll umden sich schämenden Menschen. Er schenkt ihm Kleider, damit er sichbedecken kann. Es erinnert an mütterliche Zuwendung, wenn Gen 3,21davon gesprochen wird, dass Gott dem Menschen diese sogar anzieht.Die im Alten Testament beschriebene Zuwendung Gottes zum sichschämenden Menschen erfährt im Neuen Testament eine Steigerung. InJesus Christus wird Gott Mensch und erleidet am Kreuz einen schändlichenTod (Phil 2,8). Jesus wird dem sich schämenden Menschen dadurch zurSchwester bzw. zum Bruder.Der Religionsunterricht steht vor der Aufgabe, dieses Ja Gottes zumMenschen zu kommunizieren. Ein Blick in die Religionspsychologie zeigtjedoch, dass die Wirkung von Religiosität und religiöser Erziehung abhängigvon deren Ausprägung unterschiedlichste Wirkung haben kann. Wieambivalent religiöse Erziehung empfunden werden und welch unterschiedlicheAuswirkungen sie auf das Gottesbild haben kann, veranschaulichenexemplarisch folgende Gegenüberstellungen.Die erste Darstellung ist ein Beispiel für eine religiös motivierte Selbstermutigungs-und Bewältigungsstrategie, die zweite ein Zeugnis, dass dieFrohbotschaft des Evangeliums zu einer Autonomie einschränkenden

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