13.07.2015 Aufrufe

pdf-Datei 1,5 MB - Comenius-Institut Münster

pdf-Datei 1,5 MB - Comenius-Institut Münster

pdf-Datei 1,5 MB - Comenius-Institut Münster

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

97Sabine LuckeInklusion als Kunst derweichen Blicke und FormenKünstlerische Prozesse beinhalten viele Qualitäten, die auchInklusion benötigt: offen und gelassen, mutig und gegenwärtigzu sein. Die Künstlerin Sabine Lucke reflektiert dieses Potenzial– auch für Fortbildungen. Am Beispiel des Künstlers Hans Arpund seinen „Papiers déchirés“ zeigt sie Möglichkeiten künstlerischenArbeitens auf, die den offenen Blick und die „weichen“Formen in den Mittelpunkt stellen.1. Wann ist Inklusion?Seit acht Jahren arbeite ich als Künstlerin im Rahmen unterschiedlicherSeminare und Projekte gemeinsam mit Menschen mit und ohne Behinderung.Besonders eindrücklich erinnere ich mich in diesem Zusammenhangan Patrick, einen jungen Mann, der 2004 an meiner ersten inklusivenKunstwerkstatt zum Thema „Rot, Gelb und Blau“ teilgenommen hat.Er sprach nicht und hatte ein „Zeigebuch“ mit Bildern, über das er sichverständigte. Bereits an den ersten beiden Kurstagen waren mir seineVersunkenheit beim Malen und sein feines, differenziertes Farbgefühlaufgefallen. Am letzten Tag hatte ich den Teilnehmenden einen großenObstkorb als Malimpuls angeboten, aus dem alle wählen konnten. Patrickentschied sich für eine Hand voll dunkler Trauben und begann auf einemgroßen Format mit pastoser Farbe konzentriert kleine „Traubenkreise“ zumalen. Als ich einige Zeit später wieder vorbeikam, hatte er mit sichtlichemGenuss begonnen, die Trauben zu essen – und die Kreise auf seinem Bildwaren mittlerweile „geschmolzen“ und verliefen wässrig in einer Vielfaltwunderbarer Nuancen zwischen Rot, Blau und Violett über das ganzeBlatt. Mit diesem Bild hatte Patrick alles über Trauben „gesagt“, was esgerade zu sagen gab und noch mehr...Wann ist Inklusion? Für mich ist Inklusion dann, wenn eine Behinderungauf die eben beschriebene Weise „unsichtbar“ wird. Damit meine ichnicht, dass eine Behinderung einfach verschwindet. Sie ist sehr wohl weiteranwesend, aber nicht mehr sichtbar als das, was sich uns vordergründig inden Blick stellt und unsere Sicht bestimmt. Inklusion ist dann, wenn Be-

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!