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pdf-Datei 1,5 MB - Comenius-Institut Münster

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41Ob Inklusion wirklich funktioniert, zeigt sich erst dann, wenn die betreffendenPersonen – letztlich auf sich allein gestellt – in der Arbeitswelt angekommensind und dort zurechtkommen müssen. Nur in wohlwollendenAtmosphären wird es den meisten gelingen, mit ihren Beeinträchtigungenvoll anerkannt zu werden. 12Zusammengefasst: Menschen mehr Rechte zuzusprechen ist entscheidend,reicht aber nicht aus. Inklusion greift nicht, solange sie nicht intragenden und befähigenden Beziehungen lebendig wird. Es brauchtMenschen, die andere in den neuen Räumen und Zeiten freundlich begrüßenund begleiten. Es ist überfällig, dass Menschen nicht länger inden Händen von Betreuern sein müssen, die sie sich nicht selbst gewählthaben und denen sie sich möglicherweise sogar ausgeliefert fühlen. Nungibt es die Chance zu möglichst selbstbestimmter Wahl. Damit sie ans Zielkommen, braucht es nicht nur die entsprechenden Angebote, sondern ebentragende Beziehungen. Es müssen ja nicht gleich fast beste Freunde sein.Interessant ist in dieser Hinsicht Artikel 19 in der Behindertenrechtskonvention:„Unabhängige Lebensführung und Einbeziehung in die Gemeinschaft“. Hier geht es darum, dass Menschen mit Behinderungen dasRecht haben „mit gleichen Wahlmöglichkeiten wie andere Menschen inder Gemeinschaft zu leben“ und dass wirksame und geeignete Maßnahmengetroffen werden, „um Menschen mit Behinderungen in den vollenGenuss dieses Rechts und ihre volle Einbeziehung in die Gemeinschaft undTeilhabe an der Gemeinschaft zu erleichtern“. Dieses eine Recht geht überliberale Rechtsansprüche hinaus, da es eine größere Gruppe, Gemeinschaftoder sogar die Gesellschaft sozusagen in Beweispflicht nimmt. Möglicherweiselässt sich hierauf so etwas wie das Recht auf tragende Beziehungenbegründen. Aber kann es darauf überhaupt einen Rechtsanspruch geben?6. Kirchen als InklusionsagentenAls Letztes stellt sich die Frage, wer für Inklusion eigentlich verantwortlichist. Es sind offensichtlich nicht die betreffenden Menschen, da sie vonsich aus Inklusionsprozesse kaum nachhaltig beeinflussen können. Danngilt auch: „Die Einrichtungen können Inklusion nicht machen – dieGesellschaft als ganze ist hier gefragt.“ (Schäper 2012, 4). Es sind nichtprimär die sozialen Dienstleister. Sie sollten sich unter Umständen sogareher zurückhalten, um die Mitverantwortung aller zum Tragen kommenzu lassen. Das Subjekt der Inklusion wäre mithin nichts Geringeres alsdie Gesellschaft. Die Gesellschaft gibt es aber nicht. Es gibt einzelne Or-12 Nähere Untersuchungen zur Integration von Menschen mit Behinderungen inArbeitswelten fehlen noch. Aber die Annahme, dass Inklusion nur dort oderdort besonders gut gelingt, wo es solche tragenden Beziehungen gibt, ist zumindesteine berechtigte Vermutung, der nachzugehen wert wäre.

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