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pdf-Datei 1,5 MB - Comenius-Institut Münster

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ende der Fachschule wurden mit der Aufgabe betraut, einen Stadtführerfür schwerstmehrfachbehinderte Menschen zu erarbeiten: Geräusche,Klänge, Stimmen und Gesprächspartner wurden mit Digitalrekordernaufgenommen. Fotos wurden zusammen mit zukünftigen BewohnerInnengemacht und zu einem Spiel verarbeitet. Fotoalben wurden angelegt. Eswurden Bezüge hergestellt zwischen der Lebenswelt in der Einrichtungund dem neuen Standort des Wohnhauses. Zukunftsplanung für einenneuen Wohnort wird angegangen.Danach wurde ein Film ergänzend durch die Fachschule gedreht, derauf Schwachpunkte beim Leben in der Stadt aufmerksam machte: Kopfsteinpflaster,parkende Autos, die den Bürgersteig unpassierbar machten,zu hohe Bordsteinkanten, die es auch einem Helfer schwermachten, denRollstuhl auf den Gehsteig zu befördern. Sämtliche Zugänge zu Geschäftenwaren für einen Rollstuhlfahrer erschwert zugänglich, wenn nicht Hilfedurch Beschäftigte der entsprechenden Läden erfolgte. Auch der Eingangzur Kirche war durch eine höhere Stufe erschwert, das Pfarrheim hingegenwar ebenerdig zugänglich ebenso wie eine Bibliothek, eine Scheune, diekultureller Veranstaltungsort für die Stadt ist und das inklusive Kino. DerGewerbeverein erhielt eine Kopie des Filmes ebenso wie der Bürgermeisterund der Pfarrer, die zu einem Inklusionsforum der Fachschule eingeladenworden waren. Die Frage, wie denn die behinderten Menschen denBürgern der Kleinstadt zu begegnen hätten, wurde in der Regel missverstanden.Aus der Frage wurde die Selbstverpflichtung abgeleitet, dass sichdie Bürger auf die Menschen mit Behinderung einstellen müssten nichtumgekehrt. Dabei zeigt sich einerseits die Schwierigkeit, dass Menschenmit schwerer Behinderung und ihre Wahrnehmungsweise zunächst nichtmit dem Erfahrungshintergrund unbehinderter Menschen verbundenwerden können und andererseits dass mit zunehmender Begegnung dasBild vom Menschen mit einer intensiven Behinderung sich immer wiederwandelt. So ist es leichter, Kinder mit intensiver Behinderung zu inkludieren,als beispielsweise Erwachsene mit speziellen Bedürfnissen - es sei denn,dass die erwachsenen Menschen mit Behinderung durch ihr Dasein wieoben beschrieben an die Solidaritätspflicht appellieren. Das lässt zunächstAnnäherungen aus Mitleidsmotiven heraus entstehen. Offensichtlichhaben nichtbehinderte Menschen eher die Defizite eines Menschen imKopf, während Menschen mit Behinderung auf ihre Ressourcen undKompetenzen schauen, die sie im Alltag gewonnen haben.Festzuhalten ist, dass die in der Begegnung ermittelten Eindrücke sichzu Bildern und Phantasien von Menschen mit Behinderung verdichtenund sich auf die Kommunikationsbereitschaft zu den behinderten Mitmenschenauswirken. Von daher kommt diesen Eindrücken und Bilderneine existentielle Bedeutung zu. Sie wirken sich auf das Selbstbild aus „Ichkomme nirgendwo allein hin! Ich bin immer abhängig!“.63

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