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pdf-Datei 1,5 MB - Comenius-Institut Münster

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693.3.3 Der Vater: Michael zieht nicht um – das ist das Beste!Sie sind Werner Schmidt. Sie sind 69 Jahre alt. Sie haben in einer leitendenPosition bei der Post gearbeitet und sind jetzt verrentet. Sie kümmernsich jetzt gemeinsam mit Ihrer Frau um Ihre Mutter, die pflegebedürftigist. Sie haben einen Sohn, der schwerstmehrfach behindert ist.Michael ist 42 Jahre alt. Er sitzt im Rollstuhl. Er kann seine Arme undBeine nur eingeschränkt bewegen. Er kann nicht alleine essen, er kannaber beim Anziehen mithelfen. Windelwechsel ist im Stehen möglich.Er kann den Rollstuhl nicht selber fahren. Er leidet an Epilepsie, wirddeshalb mit Bauch- und Schultergurt fixiert. Er kann sich nicht verbalausdrücken. Er kommuniziert durch Gestik und Mimik. Freut er sich,dann lacht er. Ist er traurig, dann weint er. Er versucht sich mit Lautenmitzuteilen. „Bum-Bum“ bedeutet: es gefällt ihm. Ablehnung drückt erdurch Wegdrehen des Kopfes und Schreien aus. Er ist ein lebensfroherund emotional stabiler Mann. Er zieht sich gerne zurück und beschäftigtsich dabei gerne mit Musikhören. Lieblingssänger ist Heino, Heidi aus derTV-Serie gefällt ihm auch. Er ist aber auch gerne in Gesellschaft andererBewohner und schaut gerne mit ihnen fern. Er geht gerne auf Feste. Erliebt Einkaufen, Spazierengehen. Er ist neugierig und offen. Michael lebtseit seinem siebten Lebensjahr in der Einrichtung. Hat hier die Förderschulegeistige Entwicklung besucht. Derzeit besucht er halbtags denzweiten Lebensraum, geht „arbeiten“. Er kennt sich gut in der Gruppeund in der Einrichtung aus. Er teilt sich das Zimmer mit einem anderenBewohner. Michael lebt seit 21 Jahren in der gleichen Wohngruppe.Da Sie vollbeschäftigt waren, war die Erziehung und Förderung ihresSohnes hauptsächlich Ihrer Frau überlassen. Sie haben aber, so gutes ging, daran teilgenommen. Wichtige Entscheidungen haben Siegemeinsam mit Ihrer Frau getroffen. Manchmal haben Sie haben esnicht verstanden, warum Ihr Sohn – wie Sie es nennen – „ immer wiedermit neuen Förderprogrammen gequält wird“. Leben und Leben lassenist Ihre Devise.Sie haben regelmäßigen Kontakt zu Ihrem Sohn.Sie kennen sich gut in der Einrichtung aus. Sie kennen viele Mitarbeiter,auch viele Bewohner und ihre Eltern. Mit ihnen allen können Sie sichaustauschen. Hier müssen Sie sich nicht dafür rechtfertigen, dass Sieeinen behinderten Sohn haben. Sie gehen mit ihm in der Einrichtungspazieren oder besuchen den Gottesdienst. Auch bei internen Festen sindSie immer dabei. Sie sehen, dass es Ihrem Sohn in der Einrichtung und inder Wohngruppe gut geht. Sie sehen, dass er sich hier sicher fühlt. Er istunter Seinesgleichen. Er wird nicht angestarrt, auch nicht ausgelacht.Er wird so akzeptiert, wie er ist. Mehr wollen Sie nicht. Sie möchten nicht,dass Ihr Sohn ständig angestarrt wird. Sie möchten die vorwurfsvollenoder bemitleidenden Blicke nicht mehr ertragen müssen.Michael hat noch zwei Geschwister, welche mit ihm unregelmäßigenKontakt haben.

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