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pdf-Datei 1,5 MB - Comenius-Institut Münster

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42 Gerhard Wegnerganisationen, Kollektive, Gruppen, Gemeinschaften und Netzwerke. Siealle sind entscheidend dafür, ob Inklusion gelingen kann, ob die betreffendenPersonen mit Wohlwollen behandelt werden und in tragendenBeziehungen Unterstützung erfahren können.In dieser Perspektive kommt den Kirchen und den ihnen verbundenenAkteuren eine besonders große Bedeutung zu, denn sie verkörpern realund symbolisch tragende Beziehungen in besonderer Weise:• Real: Konfessionell gebundene Menschen stellen das größte Engagementpotenzial(für andere) in Deutschland dar (Seidelmann 2012). Essind diese Menschen, die in besonderer Weise motiviert sein könnten,sich für andere einzusetzen. Inklusion ist in unserem Land auf die Bereitschaftdieser Menschen angewiesen. Christlicher Glaube motiviertzu einer proaktiven Haltung der/ dem Anderen gegenüber, die wirherkömmlich mit Nächstenliebe bezeichnen.• Symbolisch: Religion und Spiritualität sind prinzipiell äußerst inklusionsfreundlich(im Unterschied z.B. zur Ökonomie). Der Glaube anGott ist „umsonst“ und überall zu haben und die mit ihm verbundenenreligiösen Ressourcen, die zur Stabilisierung der eigenen Identitätführen können, ebenso.Wenn es so ist, dass Inklusion mehr an nicht primär eigeninteressierterZuwendung erfordert, gewinnt das christliche Konzept der Nächstenliebeneue Aktualität. Dabei meint Nächstenliebe ein intuitives ZugeneigtundVerbundensein mit der/ dem Anderen, das sich jeweils in konkretenSituationen ergibt. Ich bin von der Situation des anderen Menscheninsbesondere dann ergriffen, wenn ich mich der Fremdheit des anderenMenschen ausgesetzt fühle. Nächstenliebe beinhaltet eine Vorstellung vonder Autonomie des Subjektes in Einklang mit seiner Sozialität. Sie ruhtauf Vorstellungen eines gemeinsamen Lebens auf, in dem alle aufeinanderangewiesen sind. Es soll keine überflüssigen Menschen geben.In der Realität weisen die die evangelische Kirche tragenden sozialenMilieus und Gruppen allerdings deutliche Grenzen der Zugehörigkeit auf.Wenn auch mittlerweile modernisiert, wird sie nach wie vor vom Kleinbürgerlichenund von Teilen der Elite geprägt (vgl. Ahrens/ Wegner 2013).Diese Gruppen weisen ihre ihnen eigenen Normalitätsvorstellungen auf,die zwar die Hilfe für andere Menschen hoch prämieren, aber gleichfallsklare Distanzen zu den anderen zeigen (Grenzen der Respektabilität undder Exklusivität). Diesen Haltungen liegen Integrationskonzepte, aber auchVorstellungen von anwaltschaftlicher Vertretung zugrunde - und das istnicht wenig. Konsequente Inklusion wäre aber mit einem Machtransferverbunden. Beispielsweise müssten in jedem Kirchenvorstand Menschenmit besonderen Beeinträchtigungen vertreten sein. Ob das gelingen kann,ist offen. Aber wenn es die Kirchen nicht schaffen, schafft es niemand.

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