13.07.2015 Aufrufe

pdf-Datei 1,5 MB - Comenius-Institut Münster

pdf-Datei 1,5 MB - Comenius-Institut Münster

pdf-Datei 1,5 MB - Comenius-Institut Münster

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

98 Sabine Luckehinderung „unsichtbar“ wird in dem Sinne, dass begriffliche Vorstellungenund Unterscheidungen in der unmittelbaren Begegnung unwesentlichwerden und wir geradewegs durch sie „hindurchsehen“ auf den anderenMenschen in seiner Besonderheit und seinem Potenzial.Ob uns diese Sicht auf Vielfalt gelingt, hat viel mit unserem „Blick“ zutun, mit der Art und Weise, wie wir uns betrachten und begegnen. Dabeispielen unsere Erfahrungen und Haltungen eine große Rolle, aber auchdie Formen in und mit denen wir unser Miteinander gestalten.2. Vom inklusiven Wesen künstlerischer ProzesseDieser „inklusive Augenblick“ mit Patrick und viele andere Erlebnissehaben mich immer wieder darüber staunen lassen, wie sich im Verlaufkünstlerischer Prozesse Sichtweisen, ja Sichtbarkeit und Unsichtbarkeit soverwandeln können, dass Wesentliches aus dem Hintergrund hervortritt,während Unwesentliches darin verschwindet. Wie ist das möglich undworin liegt das inklusive Potenzial künstlerischer Prozesse?2.1 Inklusive Qualitäten künstlerischer ProzesseKünstlerische Prozesse sind besondere Prozesse. Besonders deshalb, weilsie sich durch ungewohnte Qualitäten auszeichnen. Qualitäten, denen wirin der Form und Dichte im Alltag eher selten begegnen. Ich möchte gerneauf vier dieser Qualitäten eingehen, die für mich in besonderer Weise mitInklusion verbunden sind: Offenheit, Zweckfreiheit, Lösungsvielfalt undUnabhängigkeit.(1) OffenheitDas künstlerische Tun ist immer ein offenes Tun. Es folgt einer Ahnung,ist aber nicht fixiert im Verlauf und lässt sich weder vorab planen nochkontrollieren. Vielmehr ergibt ein Schritt den folgenden, eine gestalterischeEntscheidung die nächste. In diesem Wechsel von Aktion, Wahrnehmungund Reaktion sind wir immer wieder gefordert, eingeschlagene Wege inFrage zu stellen, die Richtung zu wechseln, etwas Neues zu probieren undmanchmal sogar etwas zu riskieren. Am Ende landen wir dann vielleichtan einem ganz anderen Punkt, als wir ursprünglich dachten und stellenfest, dass unsere Bilder „klüger“ sind als wir, wie der Künstler GerhardRichter es einmal treffend formuliert hat.So können wir etwas wissen über das, was wir gestalten wollen, aberwir wissen nicht genau, wie wir dorthin gelangen, ob es uns gelingt, obes am Ende „stimmt“ oder ob uns das Bild etwas ganz anderes zeigt –und genau genommen ist jedes Werk auch immer nur die Entscheidungfür ein vorläufiges Ende, weil das grundsätzliche Potenzial zur weiteren

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!