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pdf-Datei 1,5 MB - Comenius-Institut Münster

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82 Christhard Ebert2.3 Die Entwicklung notwendiger SolidaritätEin zweiter Zugang wäre die Frage nach entsprechenden Gesellschaftsformen.Separatistische Gesellschaftsformen (frühes Mittelalter) musstensich wandeln, als die bisherigen gesellschaftlichen Grenzen infrage gestelltwurden (Industrialisierung); sie entwickel(t)en sich zu integrativen Gesellschaftsformen(auslaufendes 20. Jahrhundert), wobei äußere Grenzenallerdings oft nur nach innen verlegt wurden. Das zeigt sich z.B. in densozialen und oft immer noch ethnischen Ghettos moderner Städte (Best/Gebhardt 2001) genauso wie in der Beschreibung von Milieus als „Gruppegleich Gesinnter (…) verbunden (…) in Einstellungen, Kommunikationsweise,in Reden, Denken, Handeln, auch in Bildungs- und materiellenVerhältnissen“ (Hempelmann 2012, 27), deren innere Übereinstimmunggleichzeitig auch zum Aufbau von „Ekelschranken“ zu anderen Milieusführen kann (ebd., 29).Inklusive Gesellschaftsformen bleiben also zukünftig zu gestaltendeAufgaben. Dabei wird vor allem die Frage zu klären sein, was eine Gesellschaftmit hohem Diversifikationsgrad innerlich zusammenhält beigleichzeitig notwendigerweise verflüssigten Grenzen. Ich vermute, dasseine inklusive Gesellschaft auch eine hochgradig solidarische Gesellschaftsein wird, in der es gelingt, die Partikularität des je Eigenen zu verbindenmit einer universalen Solidarität mit Anderen in eben ihrer Andersheit(Gellner 2008, 20).2.4 Grenzen verflüssigenIn der Begegnung von Menschen ereignen sich zwangsläufig Grenzphänomene.Auch wenn die eigenen Körpergrenzen z.B. als relativ fest wahrgenommenwerden, sind sie es natürlich nicht, sondern gewährleistenAustausch mit der Umwelt. Es entstehen Rückkopplungseffekte im Grenzbereich.Sobald eine gewisse Nähe vorhanden ist, geschieht dasselbe auchin der Begegnung zwischen Menschen sowie zwischen Menschen undGesellschaften. Unter der Voraussetzung, dass individuelle oder kollektiveGrenzen weich bzw. flüssig genug sind, damit nicht nur Annäherung, sondernauch Überlagerung im Grenzbereich möglich ist, entsteht in diesemGrenzbereich Resonanz: Informationen werden ausgetauscht, Nähe undDistanz können erprobt werden, Vertrauen kann riskiert werden, Dialogwird möglich und damit die Einsicht, dass Identität und Verständigungwechselseitig aufeinander bezogen sind: „Ich bin ich, weil du du bist, unddu bist du, weil ich ich bin“ (Dzevad Karahasan zit. n. Gellner 2008, 21).In solchen polyphonen Dialogen kann dann mit Veränderungseffektenauf sozialer, mentaler und spiritueller Ebene gerechnet werden, durch dieder Zusammenhang von Ich, Du und Wir eine neue Bedeutung gewinnt.

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