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pdf-Datei 1,5 MB - Comenius-Institut Münster

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313.1 Inklusion durch Exklusion?Die Folge ist, dass herkömmlich moralisch ethische Restriktionen, dieeinstmals den Schutz der Betroffenen gewährleisteten, in Begründungsnotgeraten. Diese Regeln unterliegen nun dem Verdacht der Diskriminierung,weil sie in der neuen Sicht eine Exklusion der Betroffenen erzeugen, indemsie sie auf ihre Defizite reduzieren. Dieser Vorwurf gilt selbst dann, wenndie Betroffenen solche Regeln einfordern, weil nun unterstellt werdenkann, dass sie sich aufgrund fehlender alternativer Möglichkeiten, ihrLeben selbst zu gestalten, fälschlicherweise an sie gewöhnt hätten. 6 Es seigerade das immer wieder zitierte „Muster der erlernten Hilflosigkeit“, daszur Selbstexklusion beitrage und das dem liberalen Bild der souveränenPersönlichkeit widerspreche. „Reservate“ für die Betroffenen darf es folglichnicht mehr geben. Anders gesagt: Alle sollen den Anforderungskräften,die in der Gesellschaft insgesamt dominieren, ausgesetzt werden. Allenwird zugetraut, sich in dieser Gesellschaft auch bewähren zu können. Dasbetrifft gerade auch Formen von klassischer Integration von Menschenmit Beeinträchtigungen, wie zum Beispiel Heime, mittels derer kollektiveSonderwelten (abhängig) in die Gesellschaft einbezogen wurden. Dieses„Integrations“konzept, „Inklusion durch Exklusion“, das in der Diakonieweit verbreitet war und ist, soll beendet werden. 7Auch der „diakonische Blick“ als solcher wird jetzt als Isolationsfallegebrandmarkt. Dies sei der Blick derjenigen, die aus einer überlegenen,„normalen“ Haltung heraus andere, die (angeblich) Hilfe brauchen, alsHilfeempfänger definieren und sie auf diese Weise aus dem Bereich derNormalen ausschließen. Da wo Achtung durch Zurückhaltung angesagtsei, würden Diakonie und Kirche auf Fürsorge setzen und so Betroffenefaktisch demütigen. Diese Haltung hätte im Grunde genommen nichtwirklich ein Interesse daran, Menschen zur Selbstständigkeit zu führen,sondern sie möglichst lange in der Abhängigkeit zu halten- nicht zuletztweil hieraus finanzielle, aber vor allen Dingen psychologische Ressourcen(Macht und Herrschaft) erwüchsen. Der diakonische Blick würde stetsdefizit-, statt befähigungsorientiert funktionieren. In dieser Hinsicht sehrtreffend ist der Satz: „Die Diakonie kann nur helfen – aber nicht feiern!“.Feiern kann nur, wer mit den anderen gemeinsam fröhlich sein will – undnicht für sie.6 Deutlich wird hier wie stark liberale Konzepte Erziehung/ Formierung beinhalten.Es geht in ihnen nicht um die Bedürfnisse der Menschen, sondern umVerhaltensdispositionen und Bedürfnisprägungen – letztlich um eine neuePrägung des Sozialen. Will man eine kritische Sicht gewinnen, muss man mithinstets dieses Gesamtbild in den Blick nehmen.7 Faktisch sind allerdings die Übergänge zwischen Integration und Inklusionfließend.

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