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pdf-Datei 1,5 MB - Comenius-Institut Münster

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178 Daniela HaasDrohbotschaft werden kann.Eine 18-jährige Schülerin einer Schule in katholischer Trägerschaftschreibt folgendes Gedicht, wobei sie das Wort „Gott“ durch das Personalpronomener bzw. ihn ersetzt:„Und wenn du wieder einmal meinst,es geht nicht mehr weiter,wenn du wieder einmal meinst,es gibt nur Kurven,keine Straßen,dann denk an ihnund hör ihn reden – tief in dir.Und wenn du dich wieder klein machst,um der Welt möglichstwenig Angriffsfläche zu bieten,wenn du dich zusammenrollst,um die Angst über dich gleiten zu lassen,damit sie nicht mit voller Kraftauf dich prallt,dann warte, undlass ihn dich aufrichtenzu deiner vollen Größe und mehr […].“(Ettl 1985, 46).Das Gedicht der Schülerin richtet sich an einen unbekannten Adressaten.Es erscheint jedoch als allgemein gültiger Mutmachtext. HoffnungsloseMenschen sollen darauf aufmerksam werden, dass Gott da ist. Vertrauenin die göttliche Präsenz hilft, Hoffnungs- und Perspektivlosigkeit undScham zu überwinden. Das Gedicht zeugt von einer religiös motiviertenSchambewältigungsstrategie. Das Gefühl, sich klein machen zu müssen,um nicht gesehen zu werden, wird angesichts der anerkennenden PräsenzGottes in Frage gestellt.Der Sänger und Poet Konstantin Wecker (*1947) gibt hingegen folgendenautobiografischen Rückblick auf seine religiöse Erziehung:„Fast alle meine Religionslehrer machten mir Angst. Nicht, dass sie selbstso Furcht einflößend gewesen wären, aber der liebe Gott, von dem siemir erzählten und von dem ich doch so viel wissen wollte, war nicht lieb.Er schaute mahnend unter die Bettdecke, drohte bei jeder Gelegenheitmit dem Jüngsten Gericht und den Qualen der Hölle und war sehr, sehrstreng. Und mir kam er damals auch ganz traurig vor, denn wer so strengist, der ist auch ganz allein. Heute ist mir klar, dass es kein bequemeresErziehungsmittel gibt für aufsässige kleine Jungs und Mädchen, alsdiesen unsichtbaren, bösen alten Mann aus der Trickkiste zu holen,der einen auch da noch beobachtet, wo die Eltern oder die Lehrer nichthinsehen können.“ (Wecker 2004, 11).

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