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pdf-Datei 1,5 MB - Comenius-Institut Münster

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176 Daniela Haas2.4 Impulse für eine schamsensible Schul- und UnterrichtskulturAus der exemplarisch beschriebenen Problematik einer mangelndenSchamsensibilität im Kontext von Schule und Unterricht lassen sichfolgende Kriterien für eine schamsensible Schul- und Unterrichtskulturableiten:(1) Da Selektionserfahrungen fast immer mit Schamgefühlen einhergehen,sollte eine schamsensible Schulkultur auf größtmögliche Inklusionsetzen. Didaktisch ist durch innere Differenzierung und Individualisierungein für alle Schülerinnen und Schüler ideales Anforderungsniveauanzustreben. Schulorganisatorisch sind aus Sicht einer schamsensiblenSchul- und Unterrichtskultur Maßnahmen zu begrüßen, die Zurückstellungen,Sitzenbleiben und Abschulungen senken (z.B. Erhöhungder Startchancengerechtigkeit durch kompensatorische vorschulischeErziehung, Aufbau eines integrierten Gesamtschulkonzepts). Lässtsich Selektion nicht vermeiden, ist eine systematische, professionellepädagogische Betreuung von betroffenen Schülerinnen und Schülernsowie deren Eltern unerlässlich.(2) Lehrkräfte sollten ein Gefühl für potenziell schamauslösende Momenteentwickeln. Nur so können sie diese abwenden bzw. Schülerinnenund Schülern bei deren konstruktiver Bewältigung unterstützen.Zum pädagogischen Takt gehört es, dass Lehrkräfte ihren Kompetenzvorsprungzum Wohle der Heranwachsenden einsetzen, ihreAutorität nicht missbrauchen und besonders im Konfliktfall darumbemüht sind, eine gelingende Lehrer-Schüler-Beziehung zu erhaltenbzw. wieder herzustellen. Es scheint auch wichtig, dass Lehrkräfte ihreeigene Schamgeschichte reflektieren und aufarbeiten, um die Gefahreiner unbewussten Weitergabe einzudämmen. Dass eine aktive Beschämungvon Kindern und Jugendlichen für Lehrkräfte als pädagogischeBeziehungsarbeiterInnen nie in Frage kommen darf, versteht sicheigentlich von selbst.(3) Die Qualität der Schüler-Schüler-Beziehung ist ein nicht zu unterschätzenderFaktor für ein schamsensibles Schul- und Unterrichtsklima.Obwohl Lehrkräfte auf diese Beziehungsgestaltung oft keinen direktenEinfluss haben, können sie durch Diagnose- und Förderungsmöglichkeiteneinen Beitrag zu einer schamsensibel gestalteten Schüler-Schüler-Beziehung leisten (z.B. Soziogramm, gruppendynamische undteambildende Maßnahmen, Einübung gewaltfreier Kommunikation).

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