Wider die Ratlosigkeit im Umgang mit Kinderdelinquenz

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Ziele
Zielgruppe
Arbeitsstelle Kinder- und Jugendkriminalitätsprävention (Hrsg.):
Wider die Ratlosigkeit im Umgang mit Kinderdelinquenz.
Präventive Ansätze und Konzepte. München 2000
KICK will mit seinem Sport-Angebot auch delinquente ältere Kinder
erreichen. Weil weder die Polizei noch die Justiz für diese Zielgruppe
zuständig sind, hat die Kinder- und Jugendhilfe hier eine besondere
Aufgabe. Für diese Kinder sind durch die städteplanerischen und
baulichen Veränderungen im Laufe der Zeit die – früher zahlreicher
vorhandenen – Spiel- und Bewegungsräume mehr und mehr eingeengt
worden und schließlich fast ganz verloren gegangen. Die
heute vorhandenen Kinderspielplätze, meist nur für Kleinkinder
konzipiert, oder die öffentlichen Sportanlagen entsprechen ihren
Bedürfnissen nach Spaß, Selbstverwirklichung und kommunikativem
Zusammensein nicht. Außerdem sind sie häufig abgesperrt, und
wenn nicht, wird der Zugang streng kontrolliert. Gerade für delinquente
Kinder sind aber Sportangebote für die Entwicklung ihres
Selbstwertgefühles von besonderer Bedeutung. Körperliche Kraft
und Stärke sowie physische Gewalt sind in ihren Augen vielfach
eine legitime Form der Konfliktbewältigung und des Kräftemessens.
Die sportlichen Angebote von KICK sollen die Aggressionen der Kinder
durch gemeinsam akzeptierte Spielregeln in geregelte Bahnen
lenken und letztendlich abbauen. Darüber hinaus soll der Sport
ihnen auch zeigen, wie eine sinnvolle Freizeitgestaltung aussehen
kann. Sport kann zu einem Lebensstil beitragen, der durch Spaß,
Freude, Entspannung, Reiz, Abenteuer, Lust und Laune bestimmt
ist. Damit sollen Kinder ein Verhalten ausprobieren und lernen können,
daß ihnen über die aktuelle Situation hinaus neue Lebenschancen
eröffnet. Auch wenn die Möglichkeiten des Sports nicht
überschätzt werden sollen – und darauf weist KICK relativierend
und selbstkritisch hin – kann er im Rahmen einer übergreifenden
Gesamtstrategie doch ein wichtiger Baustein zur Vorbeugung und
Verhinderung von Gewalt und Delinquenz von Kindern sein.
In Berlin ist seit einigen Jahren die Zunahme tatverdächtiger Kinder
bei den Gewaltstraftaten auffallend. Diese Kinder klagen in den
Gesprächen mit den vernehmenden Polizeibeamten (Anhörungen)
häufig über mangelnde Zuneigung und Zuwendung in der Familie,
über Gleichgültigkeit bei Verwandten und Freunden sowie im gesamten
sozialen Umfeld. Ihre Freizeitinteressen – soweit sie sich dazu
äußern – sind in erster Linie konsumorientiert, doch die meisten
können sie aufgrund der materiellen Not in den Familien nicht ausleben.
So ist ihnen häufig langweilig, ihren Alltag prägt das »Rumhängen«.
Sie vermissen ausreichende und interessante Freizeitangebote
und müssen sich auf der Straße oder in öffentlichen Räumen
im eigenen Freundeskreis oder gegenüber anderen Cliquen – manchmal
eben auch mit Gewalt – behaupten. Delinquenz ist da oftmals
weniger der Ausdruck krimineller Energie als vielmehr die erlebnisorientierte
Suche nach der eigenen Identität. So sind z.B. Mutproben,
um Anerkennung in der Clique zu finden, für die meisten Kinder
alltäglich.
www.dji.de/jugendkriminalitaet