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Wider die Ratlosigkeit im Umgang mit Kinderdelinquenz

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Arbeitsstelle Kinder- und Jugendkr<strong>im</strong>inalitätsprävention (Hrsg.):<br />

<strong>Wider</strong> <strong>die</strong> <strong>Ratlosigkeit</strong> <strong>im</strong> <strong>Umgang</strong> <strong>mit</strong> <strong>Kinderdelinquenz</strong>.<br />

Präventive Ansätze und Konzepte. München 2000<br />

anderer ethnischer Herkunft kaum Platz ist. Der Einzugsbereich von<br />

»Fallschirm« ist ganz Berlin, manche Kinder kommen von weit her<br />

und brauchen <strong>mit</strong> öffentlichen Verkehrs<strong>mit</strong>teln mehr als eine Stunde<br />

zum Projekt.<br />

Viele Kinder der Gruppe haben ihr delinquentes Verhalten von ihren<br />

strafmündigen, oft selbst auch straffälligen Geschwistern und Verwandten<br />

gelernt. Durch <strong>die</strong>se haben sie den Zugang zu deren Peergroups<br />

bekommen, dort können sie ihr problematisches Verhalten<br />

lernen und festigen. Hier finden sie Anerkennung und Geborgenheit<br />

innerhalb der fremden (und ihnen gegenüber häufig feindlichen)<br />

deutschen Umwelt.<br />

Die ökonomische und soziale Lage der Familien ist gekennzeichnet<br />

u.a. durch <strong>die</strong> Arbeitslosigkeit und berufliche Perspektivlosigkeit der<br />

Eltern sowie durch unzureichende Wohnbedingungen. Allerdings ist<br />

<strong>die</strong>ser Zustand nicht selbstgewählt, kein Ausdruck einer negativen<br />

sozialen Motivation. Vielmehr weist der ausländerrechtliche Status<br />

ihnen <strong>die</strong>ses als asylsuchende Familie zu. Viele Eltern wollen gern<br />

arbeiten und ein eigenes Einkommen haben, aber sie unterliegen<br />

einem »Verbot der Arbeitsaufnahme«. Sie sind aus der Arbeitswelt<br />

regelrecht »ausgesperrt«. Manche Eltern sind aber auch selbst straffällig<br />

geworden, einige haben Gefängniserfahrungen und tolerieren<br />

<strong>die</strong> Straftaten ihrer Kinder. Manche Eltern halten <strong>die</strong> Kinder vermutlich<br />

sogar dazu an, <strong>mit</strong> den Diebstählen zum Unterhalt der Familie<br />

beizutragen. Die permanent drohende Abschiebung führt in fast<br />

allen Familien zu einer nur geringen Bereitschaft zur Integration und<br />

macht den Aufbau einer Zukunftsperspektive innerhalb der deutschen<br />

Gesellschaft unmöglich.<br />

Die Familien bleiben so unter sich, haben nur wenige soziale Kontakte<br />

über den eigenen Kulturkreis hinaus und ihre erwachsenen Mitglieder<br />

lernen deshalb auch fast nie <strong>die</strong> deutsche Sprache. In <strong>die</strong>sen<br />

fehlenden sprachlichen Kompetenzen liegt auch einer der Gründe<br />

für <strong>die</strong> Resistenz der Eltern gegenüber den bisherigen Versuchen<br />

der Jugendhilfe und für <strong>die</strong> Schwierigkeiten der Jugendhilfe bei der<br />

Herstellung von Kontakten zu den Familien. Mütter – und falls vorhanden<br />

auch <strong>die</strong> Väter – sprechen und verstehen in der Regel <strong>die</strong><br />

deutsche Sprache nicht. Die deshalb erforderliche Sprach<strong>mit</strong>tlung<br />

ist <strong>mit</strong> hohem zeitlichen und finanziellen Aufwand verbunden.<br />

Weil <strong>die</strong> Familien häufig den Wohnsitz wechseln kommt hinzu, daß<br />

auch <strong>die</strong> zuständigen Jugendämter <strong>im</strong>mer wieder wechseln und<br />

eine kontinuierliche Arbeit <strong>mit</strong> Kindern und Eltern kaum möglich ist.<br />

Die regional ausgerichtete Hilfeorientierung der Jugendhilfe, d.h.<br />

<strong>die</strong> regional begrenzten Zuständigkeiten der Jugendämter, stehen<br />

www.dji.de/jugendkr<strong>im</strong>inalitaet

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