Wider die Ratlosigkeit im Umgang mit Kinderdelinquenz

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Arbeitsstelle Kinder- und Jugendkriminalitätsprävention (Hrsg.):
Wider die Ratlosigkeit im Umgang mit Kinderdelinquenz.
Präventive Ansätze und Konzepte. München 2000
Festzustellen ist, daß geschlossene Unterbringung nur einen marginalen
Teil aller Jugendhilfe-Maßnahmen ausmacht: nur 0,16% aller
Maßnahmen zählen dazu.
Ca. 38 % aller bestehenden Plätze stehen für Mädchen zur Verfügung.
Das hier beschriebene Mädchenheim Gauting deckt davon
mit seinen aktuell 42 Plätzen den größten Teil ab. Diese Einrichtung
ist bundesweit die größte geschlossene Einrichtung für Mädchen,
alle anderen Plätze verteilen sich auf kleinere Einheiten. Dabei sind
alle Heime mit geschlossenem Bereich geschlechtshomogen organisiert.
So steht das Mädchenheim Gauting neben den »üblichen«
Jugendhilfeeinrichtungen für straffällige bzw. von Straffälligkeit bedrohte
Kinder und Jugendliche (niedrigschwellige Einrichtungen,
ISE-Einrichtungen, Heime und Jugendwohngemeinschaften der Jugendhilfe)
ziemlich einzigartig da. Diese Sonderstellung ist natürlich
durch das »seltene« Konzept der Geschlossenheit begründet. Mit
anderen Trägern gibt es Konkurrenzen, da gerade in Phasen gesellschaftlicher
Umbrüche geschlossene Unterbringung verstärkt angefragt
wird – trotz der im Vergleich zu anderen Maßnahmen für
delinquente Kinder und Jugendliche höheren Kosten, während Anbieter
»offener« Angebote für diese nicht einfach zu betreuende
Zielgruppe große Belegungsprobleme haben. Dies zeigt sich auch
darin, daß das Mädchenheim Gauting gerade 14 neue geschlossene
Plätze geschaffen hat, nachdem die vorhandenen offen-intensivtherapeutischen
Gruppen nur schwer zu belegen waren.
Festzustellen ist jedoch auch, daß das Jugendamt München aus politischen
Gründen lange Zeit keine Mädchen dort untergebracht
hat. Der politische Entschluß »gegen geschlossene Unterbringung«
galt jedoch nicht für männliche Jugendliche, die in einer vergleichbaren
Einrichtung für Jungen untergebracht werden. Festzustellen
ist außerdem, daß geschlossene Unterbringung nicht nur ein pädagogisches
Angebot unter mehreren ist, sondern explizit auch ordnungspolitische
Bedürfnisse und Phantasien im Umgang mit straffälligen
bzw. von Straffälligkeit bedrohten Kindern und Jugendlichen
bedient.
Würden sich alle Träger der Jugendhilfe für das Konzept der geschlossenen
Unterbringung entscheiden, so hätte dies vergleichsweise
hohe Kosten zur Folge. Teure bauliche und personelle Maßnahmen
wären erforderlich, um ein Entweichen der Kinder und Jugendlichen
zu verhindern. Pauschal kostet ein »geschlossener Platz« pro Tag
100.– DM zusätzlich. Es müssen nämlich alle lebensnotwendigen
und vorgeschriebenen Erfordernisse im Binnenbereich abgedeckt
werden. Dazu kommt das Problem der Schule, die den Mädchen
leistungsadäquaten Unterricht anbieten muß. Die Leistungsbreite
www.dji.de/jugendkriminalitaet