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Wider die Ratlosigkeit im Umgang mit Kinderdelinquenz

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81 Arbeitsstelle Kinder- und Jugendkr<strong>im</strong>inalitätsprävention (Hrsg.):<br />

<strong>Wider</strong> <strong>die</strong> <strong>Ratlosigkeit</strong> <strong>im</strong> <strong>Umgang</strong> <strong>mit</strong> <strong>Kinderdelinquenz</strong>.<br />

Präventive Ansätze und Konzepte. München 2000<br />

Die Familie T.-M., ein unverheiratetes Paar <strong>mit</strong> drei leiblichen Kindern, wurde <strong>im</strong><br />

August 1996 in das Projekt aufgenommen. Der geschiedene Mann und <strong>die</strong> verwitwete<br />

Frau brachten darüber hinaus drei Kinder aus ihren vorherigen Ehen <strong>mit</strong><br />

in <strong>die</strong> jetztige Beziehung. Die Familie wurde <strong>mit</strong> einer noch bestehenden Sozialpädagogischen<br />

Familienhilfe (SPFH) in das Projekt überwiesen.<br />

Die Familie nahm erstmals <strong>im</strong> Frühjahr 1995 Kontakt <strong>mit</strong> dem Jugendamt auf.<br />

Zu dem Zeitpunkt war der Vater in der Kur, <strong>die</strong> Mutter hatte kein Geld für den<br />

Unterhalt der Kinder und war <strong>mit</strong> der Erziehung der Jungen völlig überfordert.<br />

Nachbarn und Hausmeister beschwerten sich ständig über <strong>die</strong> Kinder, und <strong>die</strong><br />

Mutter mußte zudem ihre eigene Mutter pflegen. Außerdem war damals <strong>die</strong><br />

Paarbeziehung enorm belastet, es gab wiederholt zeitweilige Trennungen und<br />

der Vater tauchte regelmäßig bei Konflikten ab. Er hatte zudem bereits mehrere<br />

Suizidversuche hinter sich.<br />

Im Mai 1996 schließlich begann eine sozialpädgogische Familienhelferin ihre<br />

Arbeit in der Familie, ohne verhindern zu können, daß der Konflikt <strong>mit</strong> der Nachbarschaft<br />

eskalierte und <strong>die</strong>se sich gegen <strong>die</strong> Familie verbündete. Verschiedene<br />

Schikanen und schließlich körperliche Gewalt gegenüber der Mutter waren <strong>die</strong><br />

Folge. Der älteste Junge, der 14jährige Sascha, zeigte sich zunehmend auffälliger<br />

in seinem Verhalten. Er besuchte <strong>die</strong> Sonderschule für Lernbehinderte und<br />

orientierte sich schon früh an ebenfalls auffälligen Mitschülern. Sascha beteiligte<br />

sich regelmäßig an typischen Schulstreichen, aber auch an gefährlichen Aktionen<br />

gegenüber Schulkameradinnen und -kameraden.<br />

Er war über<strong>die</strong>s <strong>mit</strong> mehreren Diebstählen in Erscheinung getreten. Im Frühjahr<br />

1997 schließlich entschieden sich <strong>die</strong> Eltern, Sascha in einem He<strong>im</strong> unterzubringen,<br />

um so <strong>die</strong> notwendigen Veränderungen zu erreichen. Es zeigte sich aber<br />

schnell, daß <strong>die</strong> von der Familie angestrebte Lösung keine war. Sie nahmen<br />

Sascha wieder <strong>mit</strong> nach Hause. Allerdings sah das Jugendamt bald Handlungsbedarf,<br />

weil Sascha sowohl sich selbst als auch andere massiv gefährdete, indem<br />

er auf der Straße sich und seine Familie durch körperliche Gewalt verteidigte.<br />

In <strong>die</strong>ser Situation setzte das Jugendamt auf <strong>die</strong> »Integrative Familienhilfe«.<br />

Die Familie kam <strong>mit</strong> dem Auftrag, <strong>die</strong> Paarbeziehung zu verbessern, als Eltern<br />

gemeinsam <strong>die</strong> Erziehung zu bewältigen und Sascha in der Familie zu behalten.<br />

Folgende Themen wurden <strong>mit</strong> der Familie bearbeitet:<br />

Selbsterfahrungsgruppe<br />

Im Austausch <strong>mit</strong> den anderen Familien wurde der Familie deutlich, daß sie sich<br />

<strong>im</strong>mer wieder einen Außenfeind »konstruierte«. Deshalb war <strong>die</strong> Familie in den<br />

letzten fünf Jahren 18mal umgezogen. Dies vor allem, wenn der Zusammenhalt<br />

der Familie gefährdet schien. Dieses familiäre Verhaltensmuster konnte <strong>im</strong> Austausch<br />

<strong>mit</strong> den anderen Familien der Gruppe reflektiert und erfahrbar gemacht<br />

werden. Die Familie erarbeitete sich in <strong>die</strong>sem Kontext neue alternative Handlungsmöglichkeiten,<br />

<strong>die</strong> es Schritt für Schritt zu den wöchentlichen Terminen<br />

umzusetzen galt.<br />

www.dji.de/jugendkr<strong>im</strong>inalitaet

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