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Wider die Ratlosigkeit im Umgang mit Kinderdelinquenz

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Chancen und Grenzen<br />

des Angebotes<br />

188<br />

Arbeitsstelle Kinder- und Jugendkr<strong>im</strong>inalitätsprävention (Hrsg.):<br />

<strong>Wider</strong> <strong>die</strong> <strong>Ratlosigkeit</strong> <strong>im</strong> <strong>Umgang</strong> <strong>mit</strong> <strong>Kinderdelinquenz</strong>.<br />

Präventive Ansätze und Konzepte. München 2000<br />

Beschützen heißt in <strong>die</strong>sem Sinne, den Mädchen in Krisen Sicherheit<br />

zu geben, ihnen Grenzen und sich als Projektionsfläche anzubieten,<br />

in <strong>die</strong> Auseinandersetzung zu gehen, um so zu verhindern, daß <strong>die</strong><br />

Mädchen auf einen neurotischen Selbstschutz, wie z.B. psychosomatische<br />

Reaktionen, Isolation, Problemverleugnung oder Selbstverletzung<br />

zurückgreifen. Daß <strong>die</strong> innere Katastrophe, das Gefühl der<br />

Hilflosigkeit, keine äußere Katastrophe wie Abwertung, Verstoßung<br />

oder Kommunikationsabbruch nach sich zieht, ist eine wichtige Erfahrung<br />

für <strong>die</strong> Mädchen, <strong>die</strong> Hilfe oder auch Therapie erst möglich<br />

macht. Deutlich werden hier <strong>die</strong> hohen Anforderungen an Handlungs-<br />

und Reflexionsfähigkeiten der Fachkräfte und <strong>die</strong> Notwendigkeit<br />

von guter Mitarbeiterinnen- und Mitarbeiterpflege, z.B. durch<br />

ausreichende Supervision. Da<strong>mit</strong> steht und fällt das Konzept, denn<br />

gerade <strong>die</strong> geschlossenen Bedingungen bieten ein hohes Machtmißbrauchspotential.<br />

Für viele Kinder und Jugendliche ist das eine wichtige, aber auch<br />

desillusionierende Erfahrung. In Aussagen von ehemalig geschlossen<br />

untergebrachten Mädchen wird <strong>die</strong>se Erfahrung als besonders wichtig<br />

betont. Fraglich ist jedoch, ob für <strong>die</strong>se emotionalen Begegnungen<br />

Geschlossenheit unbedingt erforderlich ist.<br />

Mit <strong>die</strong>sen Ausführungen wurden bereits Hinweise auf Chancen<br />

gegeben und Probleme <strong>im</strong> Kontext geschlossener Unterbringung<br />

benannt. Insgesamt liegen <strong>die</strong> Chancen eines geschlossenen Rahmens<br />

vor allem in der Möglichkeit der Konfrontation und <strong>im</strong> Zwang zu<br />

Auseinandersetzung, aber auch <strong>im</strong> beschützenden Rahmen der totalen<br />

Institution. So können regressive Bedürfnisse – <strong>im</strong> Sinne einer<br />

nachholenden Erziehung – er- und ausgelebt werden. Die Phase der<br />

geschlossenen Unterbringung wirkt wie ein T<strong>im</strong>e-Out <strong>im</strong> Lebensverlauf<br />

und falls <strong>die</strong> Mädchen <strong>die</strong> Angebote annehmen, können sie<br />

sich auf <strong>die</strong>ser Basis neu orientieren.<br />

Für viele ist das Erleben von Grenzen – auch wegen und durch Geschlossenheit<br />

– eine wichtige Erfahrung, <strong>die</strong> sie z.T. sogar entlastet.<br />

Auch, daß andere für sie Verantwortung übernehmen und für sie<br />

entscheiden, ist für manche eine Entlastung – wobei gleichzeitig<br />

ein eindeutiges »gutes« Feindbild <strong>die</strong> Abgrenzung erleichtern kann<br />

(falls <strong>die</strong> Verantwortlichen <strong>die</strong>se Rolle annehmen und sie nicht wieder<br />

an <strong>die</strong> Jugendlichen zurück delegieren).<br />

Der Abstand zum eigenen Herkunftsmilieu bietet <strong>die</strong> Chance zum<br />

Neuanfang. Für einige Mädchen aus dem Prostitutionsmilieu bietet<br />

das He<strong>im</strong> <strong>die</strong> Möglichkeit zum leichteren Ausstieg. Die Geschlossenheit<br />

schützt sie z.B. auch vor ihren Zuhältern. Die Erfahrungen und<br />

Aussagen ehemals geschlossen untergebrachter Mädchen zeigen<br />

auch, daß manche <strong>im</strong> geschlossenen He<strong>im</strong> mehr Rechte hatten als<br />

www.dji.de/jugendkr<strong>im</strong>inalitaet

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