Wider die Ratlosigkeit im Umgang mit Kinderdelinquenz

Methoden und
Vorgehensweise
39 Arbeitsstelle Kinder- und Jugendkriminalitätsprävention (Hrsg.):
Wider die Ratlosigkeit im Umgang mit Kinderdelinquenz.
Präventive Ansätze und Konzepte. München 2000
Die Ziele des Trainings waren:
Kinder, die leicht zu Opfern werden, sollen Handlungsmöglichkeiten
kennenlernen und einüben können, mit denen sie ihren Bedürfnissen
und Wünschen angemessen Gehör verschaffen können.
Kinder, die bereits über soziale Kompetenz verfügen, sollen in
ihrem prosozialen Verhalten positive Verstärkung erfahren; ihr Verhalten
soll in der Klasse modellhaft als Leitbild fungieren.
Kinder, die bei Konflikten zu Aggressionen neigen, sollen alternatives
Handeln zum Schlagen und Beleidigen kennenlernen.
Um diese Ziele zu erreichen wurden Wahrnehmungs- und Kooperationsspiele
/ Übungen zu folgenden Inhalten angeboten:
Sich untereinander und sich selbst besser kennenlernen: indem
sich die Kinder z.B. als Tier darstellen, zeigen die Auswahl des Tieres
und die passende Bewegung noch andere Anteile oder Eigenschaften
dieser Kinder.
Selbstwertgefühl stärken: bei manchen Übungen sagen die Kinder
einander etwas Freundliches oder machen nette Gesten, so daß
auch die Kinder, die ansonsten eher unauffällig sind, eine Chance
haben, positive Rückmeldungen zu bekommen.
Kommunikation verbessern (sich sprachlich und nicht sprachlich
mitteilen, verstehen, zuhören): gerade bei nonverbalen Übungen
erleben die Kinder spielerisch, wie intensiv Mitteilungen auch ohne
Worte sein können.
Zusammenarbeit einüben: hier geht es darum zu erfahren und zu
üben, wie wichtig es ist, auf den anderen zu achten und einzugehen,
wenn man gemeinsam ein Ziel erreichen will.
Konfliktursachen verstehen, Auseinandersetzungen gewaltfrei
austragen: hier wird den Kindern spielerisch erfahrbar gemacht, daß
in der Regel jede/jeder etwas zur Bewältigung des Ärgers miteinander
beitragen kann.
Das Training wird erst im zweiten Halbjahr der ersten Klasse durchgeführt.
Das erste Halbjahr ist die Zeit der Einfindung der Kinder in
die neue soziale Gruppe, sie müssen sich hier an neue Regeln, Erwartungen
und Personen gewöhnen. Auch die Lehrerin muß sich
zunächst mit der neuen sozialen Einheit »Erste Klasse« zurechtfinden.
Sie lernt die Kinder kennen und beobachtet ihr Verhalten vor
dem Hintergrund der Erwartungen, die die Schule stellt. Das Training
ist so konzipiert, daß es im zweiten Halbjahr der ersten Klasse
oder im zweiten Grundschuljahr durchgeführt wird. In dieser Zeit
kann es je nach Bedarf eingesetzt werden, ohne daß die schulischen
Belange vernachlässigt werden. Zeitlich sieht die Konzeption für die
Durchführung der Übung zwar wöchentlich nur eine Unterrichtsstunde
vor, doch wird darüber hinaus während des gesamten Unterrichts
und auch in der Unterrichtspause jeweils in Konfliktsituationen
auf das neu gelernte Verhalten Bezug genommen.
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