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Wider die Ratlosigkeit im Umgang mit Kinderdelinquenz

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19 Arbeitsstelle Kinder- und Jugendkr<strong>im</strong>inalitätsprävention (Hrsg.):<br />

<strong>Wider</strong> <strong>die</strong> <strong>Ratlosigkeit</strong> <strong>im</strong> <strong>Umgang</strong> <strong>mit</strong> <strong>Kinderdelinquenz</strong>.<br />

Präventive Ansätze und Konzepte. München 2000<br />

vor Kontakten – auch <strong>mit</strong> freien Trägern der Jugendhilfe – eher zurückschrecken<br />

lassen. Die Eltern wollen den Einblick in <strong>die</strong> Familie<br />

verwehren, manchmal weil sie selbst etwas zu verbergen haben,<br />

manchmal auch, wenn sie nichts zu verbergen haben, und sie wollen<br />

nicht zum wiederholten Male als an den Entwicklungen der Kinder<br />

»schuldig« gebrandmarkt werden. Solche Erfahrungen haben gerade<br />

<strong>die</strong> Eltern der schwierigen Kinder häufig gemacht.<br />

Diese Schwierigkeiten des Zugangs zu den Eltern haben in den Projekten<br />

zu unterschiedlichen Strategien geführt. Zum einen passen<br />

manche Projekte ihren Anspruch an <strong>die</strong> Elternarbeit rasch den Realitäten<br />

an: sie schrauben ihn deutlich zurück. Sie geben sich zufrieden,<br />

wenn es zu einigen wenigen, häufig eher formalen, Kontakten<br />

kommt. So gibt es – wie aus der Praxis berichtet wird – in der Sozialen<br />

Gruppenarbeit manchmal innerhalb von sechs Monaten nur<br />

einen oder zwei Kontakte zu den Eltern. Auch bei den in den Schulen<br />

durchgeführten Projekten werden häufig nur wenige Eltern<br />

erreicht, nur selten wird dort Elternarbeit so systematisch, wie von<br />

Müller berichtet, gelehrt und gelernt. Viele Projekte sind froh, daß<br />

<strong>die</strong> Kinder überhaupt an den Angeboten teilnehmen können, daß<br />

sie ihre Plätze füllen und da<strong>mit</strong> <strong>die</strong> Finanzierung des eigenen Personals<br />

absichern können. Denn <strong>die</strong> fallbezogene Finanzierung, wie sie<br />

in der sozialen Gruppenarbeit <strong>die</strong> Regel ist, setzt den Träger unter<br />

Druck, jeden Platz besetzen zu müssen. Deshalb werden auch Kinder,<br />

selbst wenn <strong>die</strong> Eltern zur Mitarbeit eigentlich nicht bereit sind,<br />

fast nie abgewiesen.<br />

Begründet wird <strong>die</strong>s vielfach da<strong>mit</strong>, daß <strong>die</strong> Kinder (als eigentliche<br />

Zielgruppe) sonst gar nicht erreicht werden könnten und daß <strong>im</strong><br />

Laufe der Arbeit manchmal auch <strong>die</strong> ursprüngliche Blockade der<br />

Eltern überwunden werden könnte. Aufgrund unserer Recherchen<br />

ist aber zu vermuten, daß <strong>die</strong>s eher selten der Fall ist und daß <strong>die</strong><br />

begrenzten Energien lieber in <strong>die</strong> Arbeit <strong>mit</strong> den Kindern als in <strong>die</strong><br />

(nicht selten frustrierende) Elternarbeit investiert werden.<br />

Einen Weg zur Elternarbeit beschreibt Müller. Vorbereitung und<br />

Durchführung von Elternarbeit und -abenden nehmen in dem von<br />

ihm beschriebenen Konzept einen zentralen Platz ein. Neben Kindergarten,<br />

Schule und Hort räumt er auch dem Elternhaus einen<br />

wichtigen Platz ein und überläßt Elternarbeit nicht einfach dem<br />

Zufall und dem Geschick der pädagogisch Beschäftigten, sondern<br />

macht sie vielmehr zu einem gewichtigen Teil <strong>im</strong> Fortbildungskonzept.<br />

Daß Elternarbeit sogar unter besonderen und schwierigen Rahmenbedingungen<br />

möglich ist, zeigt »Fallschirm« in seiner Arbeit <strong>mit</strong> den<br />

bosnischen Roma-Kindern und deren Eltern. Obwohl <strong>die</strong>se Familien<br />

neben ihrer häufig fehlenden deutschen Sprachkompetenz aufgrund<br />

ihrer bisherigen vielfältigen negativen Erfahrungen große Vorbehalte<br />

www.dji.de/jugendkr<strong>im</strong>inalitaet

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