Wider die Ratlosigkeit im Umgang mit Kinderdelinquenz

Sozialraumbezug
Evaluation
22 Arbeitsstelle Kinder- und Jugendkriminalitätsprävention (Hrsg.):
Wider die Ratlosigkeit im Umgang mit Kinderdelinquenz.
Präventive Ansätze und Konzepte. München 2000
Sozialraumorientierte Ansätze wollen mit ihrer Arbeit Einfluß auf die
Entwicklung in einem regional begrenzten Raum nehmen und die
Lebensbedingungen in einem bestimmten Sektor oder im gesamten
Gebiet mit entwicklen. So beschreibt Müller den Versuch, für einen
Landkreis in möglichst allen Kindergärten, Horten und Grundschulen
gemeinsame Grundlagen für den Umgang mit Konflikten und
Gewalt zu schaffen. Im koordinierten Bemühen der beteiligten
pädagogischen Fachkräfte liegt die Chance, ein Grundverständnis
und darauf bezogene Zusammenarbeit aller mit Kindern arbeitenden
pädagogischen Berufe zu erreichen.
Kennzeichnend für die Kriminalitätsprävention in Deutschland ist
die Tatsache, daß bisher kaum ausreichend strukturierte und ausgewertete
Erfahrungen vorliegen. Untersuchungen zur Wirksamkeit
und Reichweite kriminalpräventiver Projekte und Programme fehlen
gänzlich. Zufriedenstellende Antworten auf die Frage »what
works?«, die sowohl für die öffentliche Diskussion als auch für die
Weiterentwicklung der Praxis hilfreich wären, sind nicht in Sicht.
Selbst von den in diesem Band beschriebenen Ansätzen – und dies
ist ja durchaus eine positive Auswahl – werden nur zaghafte Versuche
solcher Forschung berichtet.
Zwar vergeben hin und wieder Lehrstühle an Universitäten oder
Fachhochschulen im Rahmen von Abschlußarbeiten kleinere Aufträge
zur Überprüfung der Wirksamkeit bestimmter Projekte an
Studierende, aber systematische Evaluation ist dies nicht. Auch
Versuche aussagekräftiger »Selbstevaluationen« sind bisher kaum
vorhanden.
Nun ist Evaluation innerhalb der Kriminalitätsprävention sicher mit
einer Reihe besonders schwieriger Probleme und Fragen (z.B.: »Wie
kann das Nichteintreten eines Ereignisses gemessen werden?«) verbunden.
Sie können methodisch, wenn überhaupt, nur mit erheblichem
Aufwand – und sicher nicht von den Projekten der Kinderund
Jugendhilfe allein – gelöst werden. So können zwar in der Kriminalitätsprävention
Effekte gemessen werden, aber die große Zahl
der Einflußfaktoren und der Mangel an Kontrollgruppen lassen eindeutige
Aussagen nur schwer zu. Aus diesen Schwierigkeiten darf
aber nicht der Schluß gezogen werden, als könne auf Kriterien für
erfolgreiche präventive Arbeit verzichtet werden. Zunächst wären
zumindest solide und präzise Prozeßevaluationen für die Entwicklung
und Qualifizierung des Praxisfeldes hilfreich. Eine unverzichtbare
Grundlage dessen wäre in Deutschland eine Kultur des Austausches
über Erfahrungen und Konzepte, die es zu entwickeln und
fördern gilt.
www.dji.de/jugendkriminalitaet