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Wider die Ratlosigkeit im Umgang mit Kinderdelinquenz

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Heiner Schäfer<br />

Geschichte<br />

9 Arbeitsstelle Kinder- und Jugendkr<strong>im</strong>inalitätsprävention (Hrsg.):<br />

<strong>Wider</strong> <strong>die</strong> <strong>Ratlosigkeit</strong> <strong>im</strong> <strong>Umgang</strong> <strong>mit</strong> <strong>Kinderdelinquenz</strong>.<br />

Präventive Ansätze und Konzepte. München 2000<br />

Zum <strong>Umgang</strong> <strong>mit</strong> delinquenten Kindern –<br />

Eine Einführung<br />

Zeitgleich <strong>mit</strong> der Debatte um <strong>die</strong> gestiegenen Tatverdächtigenzahlen<br />

bei den Jugendlichen ist auch <strong>die</strong> Delinquenz von Kindern<br />

in den letzten Jahren stärker ins öffentliche Interesse gerückt. Die<br />

Täter – so <strong>die</strong> Botschaft – werden <strong>im</strong>mer jünger und <strong>im</strong>mer schl<strong>im</strong>mer.<br />

Es entstand der Eindruck, als wüchsen in Deutschland »Kleine<br />

Monster« heran – zu einer solchen Titelgeschichte ließ sich 1998<br />

der SPIEGEL hinreißen – und niemand wisse so recht, was zu tun sei.<br />

Gemeint sind <strong>die</strong> Kinder unter 14 Jahren, <strong>die</strong> <strong>mit</strong> vielen oder schweren<br />

Delikten auffallen und <strong>die</strong>, weil sie noch nicht strafmündig sind,<br />

nicht verurteilt werden können. Die Diskussionen wurden in Politik<br />

und Öffentlichkeit <strong>im</strong>mer dann besonders heftig und emotional geführt,<br />

wenn wieder mal einzelne und vor allem spektakuläre Delikte<br />

in den Me<strong>die</strong>n bundesweit vermarktet wurden.<br />

So hat in den Jahren 1997 und 1998 »Mehmet«, ein zunächst strafunmündiger<br />

Junge aus München, der <strong>mit</strong> vielen Delikten auffällig<br />

geworden war, wochenlang für Schlagzeilen gesorgt, bis er schließlich<br />

nach Vollendung seines 14. Lebensjahres kurzerhand – wenn<br />

auch nicht unumstritten – in <strong>die</strong> Türkei abgeschoben wurde. Zur<br />

gleichen Zeit wurde aus anderen deutschen Städten über ähnliche<br />

Fälle berichtet. Talkshows und Features <strong>im</strong> Fernsehen, Berichte in<br />

Magazinen und Zeitungen zeichneten ein Bild, in dem Kindheit, Kr<strong>im</strong>inalität<br />

und Gewalt eng <strong>mit</strong>einander verknüpft wurden. Nachdem<br />

es bald nach Mehmets Abschiebung in den Me<strong>die</strong>n zu einer Atempause<br />

gekommen war, sind seit kurzem wieder aufgrund spektakulärer<br />

Ereignisse innerhalb und <strong>im</strong> Umfeld von Schulen öffentliche<br />

Diskussionen um <strong>Kinderdelinquenz</strong> und Jugendkr<strong>im</strong>inalität aufgeflammt.<br />

Diesmal geht es vorrangig um Gewalt <strong>im</strong> Schulalltag, <strong>im</strong>mer<br />

aber auch um <strong>die</strong> Beteiligung von Kindern. <strong>Kinderdelinquenz</strong> ist<br />

also und wird auch zukünftig auf der Tagesordnung bleiben.<br />

Zu allen Zeiten haben Gesellschaften auf Delinquenz von Kindern<br />

und Jugendlichen reagiert, nicht <strong>im</strong>mer <strong>mit</strong> besonderer Rücksichtnahme<br />

auf <strong>die</strong> <strong>mit</strong> dem Hineinwachsen in <strong>die</strong> Gesellschaft der<br />

Erwachsenen verbundenen Schwierigkeiten.<br />

Während Kinder <strong>im</strong> deutschen Kaiserreich seit 1871 nicht vor der<br />

Vollendung des 12. Lebensjahres strafrechtlich belangt werden<br />

konnten, gab es für sie dennoch das Risiko der »Anstaltserziehung«<br />

ohne Begrenzung. Und als »Erziehung« wurde in den Anstalten in<br />

der Regel auch <strong>die</strong> »abschreckende körperliche Züchtigung« praktiziert.<br />

Für manche kamen bis zu zehn, für andere sogar noch mehr<br />

Jahre Unterbringungszeiten in Frage, für viele war eine Entlassung<br />

erst <strong>mit</strong> dem 20. Lebensjahr möglich. Vor <strong>die</strong>sem Hintergrund gab<br />

es bereits zu Beginn des letzten Jahrhunderts vielerlei Diskussionen<br />

www.dji.de/jugendkr<strong>im</strong>inalitaet

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