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Wider die Ratlosigkeit im Umgang mit Kinderdelinquenz

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Offene Tür<br />

Arbeitsstelle Kinder- und Jugendkr<strong>im</strong>inalitätsprävention (Hrsg.):<br />

<strong>Wider</strong> <strong>die</strong> <strong>Ratlosigkeit</strong> <strong>im</strong> <strong>Umgang</strong> <strong>mit</strong> <strong>Kinderdelinquenz</strong>.<br />

Präventive Ansätze und Konzepte. München 2000<br />

Dre<strong>im</strong>al wöchentlich sind <strong>die</strong> Räumlichkeiten von »Fallschirm«<br />

nach<strong>mit</strong>tags für <strong>die</strong> Kinder geöffnet. Das Projekt ist in einer großen<br />

ebenerdigen Wohnung in einer Seitenstraße untergebracht und hat<br />

ausreichend Räume zur Verfügung. Die Öffnungszeit ist auf drei<br />

Stunden beschränkt, denn Gruppenarbeit ist nicht der zentrale Arbeitsansatz<br />

des Projekts. Dennoch ist <strong>die</strong>se Arbeit für <strong>die</strong> Kinder etwas<br />

Besonderes. Sie haben sonst kaum Möglichkeiten, sich in »eigenen«<br />

Räumen zu treffen, Räumen, <strong>die</strong> ihnen <strong>im</strong> wahrsten Sinne des Wortes<br />

»zur Verfügung« stehen. Die Wohnungen der Eltern sind fast<br />

überall viel zu beengt, um sich <strong>mit</strong> anderen zu treffen. Spielsachen<br />

oder eine kindgemäße sachliche Ausstattung gibt es nicht. In anderen<br />

Einrichtungen der Jugendhilfe sind sie nicht gern gesehen,<br />

schon gar nicht als homogene Gruppe. So haben sie außer auf der<br />

Straße kaum Möglichkeiten, sich zu treffen.<br />

Deshalb werden <strong>die</strong> Räume von den Kindern als »ihre« Räume angesehen<br />

und genutzt, manchmal mehr, als den Mitarbeiterinnen und<br />

Mitarbeitern des Projekts lieb ist. Die Kinder haben manche Räume<br />

(z.B. eine Disco) selbst gestaltet und waren auch bei der Planung<br />

und be<strong>im</strong> Einkauf beteiligt. Auch <strong>die</strong>s sind Erfahrungen, <strong>die</strong> für <strong>die</strong><br />

Kinder neu sind, <strong>die</strong> sie in ihren Familien bisher nicht machen konnten.<br />

Im offenen Angebot dominieren <strong>die</strong> Jungen. Zwar sind nach und<br />

nach auch einige wenige Mädchen hinzugekommen, jedoch gibt es<br />

für sie kein spezielles Angebot. Sie tauchen in der Regel als Freundinnen<br />

der Jungen auf und sollen vor allem in der Disco »natürlich«<br />

dabei sein. Die Kinder haben <strong>im</strong> Treff <strong>mit</strong> der Romanes-Sprache ein<br />

Verständigungs<strong>mit</strong>tel, <strong>mit</strong> dem sie sich gegenüber den Mitarbeiterinnen<br />

und Mitarbeitern und auch gegenüber dem Sprach<strong>mit</strong>tler<br />

unabhängig verständigen können. Die Öffnungszeiten werden vom<br />

Projekt als für <strong>die</strong> Arbeit ausreichend bezeichnet. Zum einen ist <strong>die</strong><br />

Belastung der Erwachsenen während <strong>die</strong>ser Zeit durch <strong>die</strong> Lautstärke<br />

und durch <strong>die</strong> Dynamik der Kinder relativ hoch, zum anderen will<br />

»Fallschirm« nicht zu einer »Offenen Tür« für <strong>die</strong> Berliner Roma-<br />

Kinder werden, setzt vielmehr auf einen Mix aus Angeboten.<br />

Die Kinder kommen freiwillig, es wird kein Zwang oder Druck ausgeübt.<br />

Im Projekt werden Grenzen gesetzt und durchgesetzt. Gewalt<br />

und Diebstahl werden nicht toleriert, Rauchen ist in den Räumlichkeiten<br />

nicht erlaubt. Bereiche, <strong>die</strong> den Erwachsenen zugerechnet<br />

werden (Schreibtisch, Telefon), dürfen nur nach Rücksprache benutzt<br />

werden.<br />

Die Kinder müssen in der offenen Arbeit einerseits gerecht behandelt<br />

werden, denn sie haben ein starkes Gespür für Gerechtigkeit<br />

und Ungerechtigkeit. Andererseits sind auch Autorität und Grenzen<br />

wichtig, denn ihr Leben verläuft relativ grenzenlos. Sie haben zu<br />

www.dji.de/jugendkr<strong>im</strong>inalitaet

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