Dokument 1.pdf - OPUS - Friedrich-Alexander-Universität Erlangen ...
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II. 3. Diskussion<br />
1980). Bei der Kalkulation der Gesamtzahl letaler Gene in Drosophila mussten also<br />
mehrere Arbeiten ausgewertet und die Ergebnisse insgesamt extrapoliert werden<br />
(Miklos und Rubin, 1996), während der iBeetle-Screen ein direkteres und somit<br />
möglicherweise realistischeres Bild liefern wird. Zudem muss davon ausgegangen<br />
werden, dass die klassischen Drosophila-Mutagenese-Screens nicht vollständig<br />
saturiert waren (Pollock und Larkin, 2004), und somit auch die Kalkulationen der<br />
essentiellen Loci nicht akkurat sind. Die Schätzungen der Zahl der Drosophila-Loci,<br />
die zu Letalität führen können, könnten also zu niedrig sein und zumindest einen Teil<br />
der Differenz erklären.<br />
202<br />
Als mögliche Erklärung aus anderer Sicht ist denkbar, dass die Zahl der zu Letali-<br />
tät führenden Injektionen des Pilot-Screens nicht repräsentativ für den iBeetle-<br />
Hauptscreen ist und somit der eigentliche Anteil niedriger läge. Zunächst ist offen-<br />
sichtlich, dass die Stichprobe der 82 zufällig gewählten Klone zu klein ist, um eine<br />
statistisch signifikante Aussage über alle Tribolium-Gene zu machen. Vor allem aber<br />
könnte die Verwendung einer embryonalen cDNA-Bank zur Überrepräsentierung von<br />
wichtigen Entwicklungsgenen und damit zu einem erhöhten Anteil an letalen Injektio-<br />
nen geführt haben. Auch die schon in 3.2.1 erwähnten, noch nicht perfektionierten<br />
Injektionen könnten diese Anzahl beeinflussen, und in einigen Fällen den Grund für<br />
den Tod der injizierten Tiere darstellen. Allerdings ist dies nur in maximal 8 % der<br />
Injektionen denkbar, da die restlichen Fragmente (20 %) in beiden unabhängigen<br />
Injektionen zum Tod führten (Abb. 30) und somit höchstwahrscheinlich als spezifi-<br />
scher Effekt der RNAi und nicht als Schwäche der Methode zu werten sind. Auch<br />
ohne Injektion und ohne ersichtlichen Grund kommt es hin und wieder zum Tod<br />
einzelner Käferpopulationen (J.Trauner, persönl. Mitteilung), eine Problematik, mit<br />
der während des iBeetle-Screens gerechnet werden muss.<br />
Eine letzte Möglichkeit, die zu einer Erhöhung der Zahl letaler Injektionen in Tri-<br />
bolium führen könnte, ist das Auftreten von „Off-target effects“ der injizierten RNAs.<br />
Solche sind in Tribolium zwar bisher nicht beschrieben worden, es ist aber denkbar,<br />
dass sie häufiger vorkommen, aber wegen der relativen Seltenheit von Genen mit<br />
starken frühembryonalen Phänotypen übersehen wurden. Der RNAi-Mechanismus<br />
basiert auf siRNAs mit einer Länge von 21 Nukleotiden (Meister und Tuschl, 2004).<br />
Es ist möglich, dass solche kurze, zufällig zu anderen Genen identische Abschnitte in<br />
einigen dsRNA-Fragmenten vorkommen. Dabei ist anzunehmen, dass der Effekt<br />
solcher kurzer Abschnitte im Vergleich zur langen Gesamt-dsRNA nicht in der Lage