Verhandlungen des Europäischen Parlaments - Europa
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DE<br />
<strong>des</strong> Primärrechts ist, welche wir diskutieren werden. Deshalb sollten wir beginnen, sorgfältig<br />
über die Änderungen nachzudenken, welche notwendig sind, um die gesetzlichen<br />
Grundlagen der EU verständlich, dauerhaft, und nützlich für alle Bürger zu gestalten.<br />
Meine Damen und Herren, ich möchte hier nicht über positive und negative Aspekte <strong>des</strong><br />
Vertrags von Lissabon urteilen. Sie alle wissen, dass die Ansicht der Tschechischen Republik<br />
kritisch, aber realistisch ist. Dies ist durch die heutige Debatte im Senat <strong>des</strong> <strong>Parlaments</strong> der<br />
Tschechischen Republik bestätigt worden, welcher dann, später am Tag, den Vertrag<br />
bewilligte.<br />
Johannes Voggenhuber, Verfasser der Stellungnahme <strong>des</strong> mitberatenden Ausschusses für<br />
bürgerliche Freiheiten, Justiz und Inneres . − Herr Präsident! Ich spreche für den LIBE-Ausschuss.<br />
Ich bin ein bisschen irritiert, denn ich hätte auch gerne die Stellungnahme <strong>des</strong><br />
Entwicklungsausschusses gekannt, aber Herr Berman hat seine Redezeit dazu verwendet,<br />
uns davor zu warnen, auf das irische Volk Druck auszuüben.<br />
Diese Geisteshaltung hat offenbar auch dazu geführt, dass wir heute Nacht diskutieren.<br />
Ich frage mich, ob dieses Parlament überhaupt noch das Recht hat, mit seinen Bürgerinnen<br />
und Bürgern zu reden, Argumente auszutauschen, die Ergebnisse seiner Arbeit – einer<br />
zehnjährigen Arbeit – am Verfassungsprozess zu verteidigen, oder ob wir für diesen Dialog<br />
<strong>des</strong> Druckausübens und der Erpressung beschuldigt werden. Es ist schon ein bisschen eine<br />
skurrile Welt!<br />
Ich hätte mir gewünscht, das Parlament hätte diesen Vertrag viel heftiger, viel offensiver,<br />
viel offener gegenüber den Bürgern verteidigt und das nicht alles den Regierungen<br />
überlassen, die sehr oft ein recht gespaltenes Verhältnis zu den Fortschritten dieses Vertrages<br />
haben.<br />
Manche Euroskeptiker, Herr Präsident, behaupten, die Demokratiefortschritte dieses<br />
Vertrags seien gering und eigentlich seien sie ein Feigenblatt für das sich dahinter<br />
verbergende dunkle und finstere <strong>Europa</strong>. Ich glaube, ein einziger Blick auf den Bereich der<br />
inneren Sicherheit, Justiz und Polizei, seine Vergemeinschaftung, die parlamentarische<br />
Mitbestimmung, die Geltung der Charta straft diese Behauptungen Lügen und demaskiert<br />
sie als Irreführung, als Propaganda, als Ignoranz.<br />
Dieser Bereich ist für mich immer der vielleicht ärgerlichste Ausdruck <strong>des</strong><br />
Demokratiedefizits in der Union gewesen. Ich habe nie zu den Menschen gehört, die die<br />
Gewaltenteilung eher für ein historisches philosophisches Prinzip gehalten haben als für<br />
ein Grundprinzip der Demokratie. In diesem Bereich hat der Lissabon-Vertrag eine sehr<br />
entscheidende, zukunftsweisende Antwort gegeben. Es ist der grundrechtssensibelste<br />
Bereich. In Wahrheit haben in diesem Bereich Polizeiminister – hinter verschlossenen<br />
Türen – ohne Kontrolle der Gerichte oder <strong>des</strong> <strong>Europäischen</strong> Gerichtshofs und ohne Geltung<br />
eines umfassenden Kodex der Grund- und Freiheitsrechte über Polizeigesetze befunden.<br />
Das ändert sich! Und das ist ein gewaltiger Fortschritt in Richtung einer europäischen<br />
Demokratie! Und das, Herr Kollege Berman, mit den Bürgerinnen und Bürgern zu<br />
diskutieren, das zu verteidigen, ist unsere Pflicht und nicht die Ausübung von Druck!<br />
(Beifall)<br />
<strong>Verhandlungen</strong> <strong>des</strong> <strong>Europäischen</strong> <strong>Parlaments</strong><br />
Präsident. - Ich habe das Vergnügen, das Wort an meinen Landsmann, Herrn Carnero<br />
González, weiterzugeben. Er ist ein weiteres Mitglied, das in der nächsten Amtszeit nicht<br />
mehr bei uns sein wird, und ich möchte ihm gerne öffentlich für die gewaltigen Bemühungen<br />
06-05-2009