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Verhandlungen des Europäischen Parlaments - Europa

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DE<br />

Der Lissabon-Vertrag regelt eben nicht nur das Verhältnis der EU-Institutionen zueinander,<br />

nein, der Lissabon-Vertrag macht politisch inhaltliche Festlegungen. Und das ist zentral.<br />

Einige dieser Inhalte: So werden zum Beispiel in diesem Lissabon-Vertrag in Artikel 43<br />

Absatz 1 Kampfeinsätze der <strong>Europäischen</strong> Union festgeschrieben. Es gibt eine militärische<br />

Solidaritätsklausel im Artikel 222 Absatz 1a, wo es heißt, „alle zur Verfügung stehenden<br />

Mittel“ sollen mobilisiert werden, „um terroristische Bedrohungen im Hoheitsgebiet von<br />

Mitgliedstaaten abzuwenden“. Damit wird die Europäische Union zu einem Militärbündnis,<br />

und es gibt sogar die Möglichkeit eines Militäreinsatzes im Inneren. So ist auch in Artikel<br />

43 Absatz 1 von der „Unterstützung für Drittländer bei der Bekämpfung <strong>des</strong> Terrorismus<br />

in ihrem Hoheitsgebiet“ die Rede.<br />

Es gibt eine ganze Reihe von Regelungen in diesem Bereich, es gibt die „Ständige<br />

Strukturierte Zusammenarbeit“, die ein militärisches Kern-<strong>Europa</strong> ermöglicht, es gibt für<br />

die NATO eine Rolle in diesem Vertrag, und „die Mitgliedstaaten verpflichten sich, ihre<br />

militärischen Fähigkeiten schrittweise zu verbessern“. In Zukunft – wenn dieser Vertrag<br />

kommen sollte, was ich nicht hoffe – gibt es einen Anschubfonds (Artikel 41): Der<br />

EU-Haushalt könnte auch für Militärisches genutzt werden. Das zum Bereich der Außenund<br />

Militärpolitik.<br />

Für den Bereich der Wirtschaftspolitik ist die wirtschaftliche Logik <strong>des</strong> Lissabon-Vertrags<br />

genau die wirtschaftliche Logik, die zur Wirtschaftskrise geführt hat: „offene Marktwirtschaft<br />

mit freiem Wettbewerb“. Genau das würde man heute so nie mehr formulieren.<br />

Ich habe den Eindruck, dass die Menschen – vor allem aus der so genannten EU-Elite, die<br />

diesen Vertrag wollen, eigentlich in der Vergangenheit leben. Die Bedingungen haben sich<br />

sehr grundlegend verändert. Was wir brauchen, ist ein neuer Vertrag für eine neue Zeit.<br />

Irland hat entschieden. Das Referendum wurde klar entschieden. Es gab ein Nein und damit<br />

ist dieser Vertrag tot. Jetzt soll plötzlich ein zweites Mal abgestimmt werden! Wer würde<br />

denn in Frankreich sagen, als Herr Sarkozy gewählt wurde, man sollte jetzt einfach noch<br />

einmal wählen, weil einem der Herr Präsident Sarkozy nicht gefällt? Ich will ganz klar<br />

sagen: Es gibt gute Gründe gegen diesen Vertrag, die rein rational sind, und <strong>des</strong>halb sollte<br />

es bei dem bleiben, was in Irland formuliert wurde, nämlich: Nein heißt Nein. Das heißt,<br />

der Lissabon-Vertrag ist tot, und ich verstehe nicht, warum wir ihn heute in diesem Kontext<br />

diskutieren.<br />

Es gibt eine Machtverschiebung innerhalb dieses Lissabon-Vertrages in Richtung der großen<br />

Mitgliedstaaten. Ich sage es ganz deutlich: Wir als Internationalistinnen und<br />

Internationalisten verteidigen die europäische Idee gegen diejenigen, die die EU zu einer<br />

Militärmacht und zu einem reinen Wirtschaftsbündnis machen wollen. Wir brauchen<br />

einen anderen Vertrag als diesen Lissabon-Vertrag, und das heißt, einen Vertrag, der<br />

tatsächlich friedensorientiert ist, und nicht einen Vertrag wie diesen, der im Kern ein<br />

Militärvertrag ist!<br />

Vielen Dank!<br />

<strong>Verhandlungen</strong> <strong>des</strong> <strong>Europäischen</strong> <strong>Parlaments</strong><br />

Nils Lundgren, im Namen der IND/DEM-Fraktion . – Herr Präsident, Ich gehe davon aus,<br />

dass wir alle so lange sprechen dürfen, wie wir möchten. Ich werde vielleicht ein oder zwei<br />

extra Minuten benötigen, und werde sie gerne in Anspruch nehmen.<br />

im Namen der IND/DEM-Fraktion. – (SV) Ich werde jetzt zu meiner eigenen Sprache<br />

wechseln. Die Art, wie <strong>Europa</strong>s politisches Establishment den Vertrag von Lissabon<br />

handhabt, wird der Nachwelt in zweierlei Hinsicht als Blamage in Erinnerung bleiben:<br />

06-05-2009

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