Verhandlungen des Europäischen Parlaments - Europa
Verhandlungen des Europäischen Parlaments - Europa
Verhandlungen des Europäischen Parlaments - Europa
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
06-05-2009<br />
DE<br />
große Krise!“ Die dachten wahrscheinlich an die nächsten hundert Jahre. Aber wir haben<br />
sie! Wir haben diese Krise! Und jetzt plötzlich fragen die Bürger, warum wir keine Economic<br />
Governance haben! Und sie fragen, warum wir nicht wenigstens in fiskalpolitischen<br />
Eckpunkten und Unternehmenssteuern und Transaktionssteuern ein Min<strong>des</strong>tmaß an<br />
gemeinsamem, europäischem ökonomischem Recht haben! Und die Menschen fragen<br />
nach dem sozialen <strong>Europa</strong>! Ja, wir kamen von den Barrikaden nicht herunter, es hieß einfach<br />
Njet vonseiten der Regierungen. Heute fragt ganz <strong>Europa</strong>: Wo sind denn die Kompetenzen<br />
für die Europäische Union, die soziale Marktwirtschaft, eine gerechte Verteilung zu<br />
verteidigen? Inzwischen werden Billionen bis in die nächste Generation ausgegeben. Und<br />
wir haben keine demokratische Kompetenz, keine Rechtsgrundlage, ein soziales <strong>Europa</strong><br />
zu entwickeln.<br />
Ich werde jeden Tag gefragt, wie das eigentlich mit militärischen Aktionen im Namen<br />
<strong>Europa</strong>s ist. Da machen ein paar Nationalstaaten auf 19.-Jahrhundert-Kabinettspolitik mit<br />
militärischen Aktionen. Sollten wir nicht darüber nachdenken, dass dieses Haus zustimmen<br />
muss, bevor eine militärische Aktion im Namen <strong>Europa</strong>s stattfinden kann? Und die<br />
Bürgerinitiativen: Auch da wurden die konstitutionellen Änderungen ausgenommen.<br />
Warum? Warum kann es nicht eine Bürgerinitiative geben, die eine Vertragsänderung, eine<br />
Weiterentwicklung der europäischen Verfassung verlangt?<br />
Ich denke, wir haben noch einen weiten Weg vor uns. Die Zaghaftigkeit und Schüchternheit<br />
dieses <strong>Parlaments</strong> gegenüber dem Rat ist ein großes Hindernis.<br />
(Zwischenruf)<br />
Ich glaube, dass wir kämpferischer werden sollen. Ich hoffe, dass dieses Haus die Rechte<br />
<strong>des</strong> Lissabon-Vertrags mit großem Selbstbewusstsein und in großer Loyalität zu den<br />
Bürgerinnen und Bürgern wirklich für sich beansprucht, verwirklicht und dann darüber<br />
nachdenkt, wie das Ganze noch ein großes Stück besser in Richtung einer europäischen<br />
Demokratie und einer europäischen Sozialordnung entwickelt werden kann. Ich gebe<br />
meinen Traum nicht auf, Herr Präsident!<br />
(Zwischenruf)<br />
Ich gebe meinen Traum nicht auf, meinen Kindern oder deren Kindern wenigstens sagen<br />
zu können: „Vive la République d'Europe!“<br />
(Beifall)<br />
<strong>Verhandlungen</strong> <strong>des</strong> <strong>Europäischen</strong> <strong>Parlaments</strong><br />
Tobias Pflüger, im Namen der GUE/NGL-Fraktion . – Herr Präsident! Die Reden zeigen,<br />
dass der Lissabon-Vertrag offensichtlich nicht rational, sondern emotional gesehen wird.<br />
Warum wartet man nicht auf das neue Parlament und lässt dann das neue Parlament<br />
diskutieren und wartet ab, ob der Lissabon-Vertrag überhaupt kommt? Nein, es gibt hier<br />
welche, die völlig auf diesen Vertrag fixiert sind und uns immer und immer wieder die<br />
angeblichen Vorteile erklären wollen.<br />
Burkhard Hirsch, der Altliberale, hat es sehr schön formuliert. Er sagte: „Man sollte aufhören,<br />
die Iren als regendurchnässte Schafhirten zu betrachten, die als einzige Europäer nicht in<br />
der Lage waren, die Segnungen <strong>des</strong> Vertrags von Lissabon zu begreifen. Die Referenden<br />
wären auch andernorts negativ ausgefallen, weil man die Zustimmung der Wähler zu<br />
einem Vertrag, weder bekommen kann, noch bekommen sollte, den auch ein gutwilliger<br />
Leser nicht mehr verstehen kann.“<br />
193