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Studie zur kapazitiven Leistungsfähigkeit des Eisenbahnnetzes im ...

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Kapazitive <strong>Leistungsfähigkeit</strong> <strong>des</strong> <strong>Eisenbahnnetzes</strong> <strong>im</strong> Großraum Bremen 193<br />

7.2.2 Spezialisierung von Eisenbahnverkehrsunternehmen <strong>im</strong> Güterverkehr<br />

Unter den vorstehend nur kurz skizzierten Randbedingungen mussten sich die in den<br />

Markt drängenden Eisenbahnverkehrsunternehmen notgedrungen spezialisieren,<br />

sozusagen ein Gegenmodell <strong>zur</strong> Vor-Reform-Ära, in der große Verkehrsnetze ausschließlich<br />

von Staatsbahnen als „Voll-Sort<strong>im</strong>enter“ („alles aus einer Hand“) betrieben<br />

wurden:<br />

- Eine Reihe von Eisenbahnverkehrsunternehmen, die zum Teil seit vielen Jahrzehnten<br />

einen Hintergrund als Eisenbahninfrastrukturunternehmen, als Anschluss-,<br />

Hafen, Lan<strong>des</strong>- oder Kreisbahn hatten und zudem noch über eigene Güterverkehrsanlagen<br />

verfügten, begann Mitte der 1990er Jahre damit, das angestammte<br />

Marktgebiet zu verlassen und ihr wirtschaftliches Heil <strong>im</strong> überregionalen<br />

Verkehr zu suchen. In diesem Kontext wurde auch versucht, den sogenannten<br />

Wechselverkehr zwischen der seinerzeit operativen DB Cargo und den regionalen<br />

Anbietern aufrecht zu erhalten. Da dies zumeist Einzelwagenverkehre betraf, sich<br />

jedoch kein überregionales Eisenbahnverkehrsunternehmen bereit erklärte, solche<br />

Wagen <strong>im</strong> (überregionalen) Hauptlauf <strong>im</strong> Sinne eines flächendeckenden Angebotes<br />

an die Verlader zu befördern, waren diese Aktivitäten <strong>im</strong> Prinzip von Beginn<br />

an zum Scheitern verurteilt. 143<br />

- Einige Eisenbahnverkehrsunternehmen, die häufig aus Werksbahnen hervorgingen,<br />

schlossen mit Verladern längerfristige Transport-Verträge ab, zu deren Erfüllung<br />

sie die notwendigen Fahrzeuge z.T. selbst beschafften oder anmieteten<br />

(Rail4Chem, heute Captrain (SNCF)). Diese Transporte erfolgten meist zwischen<br />

definierten Werksteilen oder festen Lieferanten- und Empfängeradressen, sie<br />

zeichneten sich durch eine relativ hohe Regelmäßigkeit und stabile Transportvolumina<br />

aus. Diese „Werksverkehre“ haben sich zu einem wichtigen Geschäftszweig<br />

entwickelt, in dem auch zunehmend „Fremde“ Fuß fassten.<br />

- Besonders schwer taten sich die etwa nach dem Jahre 2001 (Netzzugang via 1.<br />

Trassenpreissystem) gegründeten „Ich-AGs“, „Ein-Mann-Eisenbahnverkehrsunternehmen“,<br />

die sich lediglich eine Lok gekauft oder geliehen hatten, und anschließend<br />

versuchten, sich <strong>im</strong> „Spot-Verkehr“ pr<strong>im</strong>är als Traktionsdienstleister zu etablieren.<br />

144 Diese Akteure galten einige Zeit pr<strong>im</strong>är als in erster Linie preisgetriebene<br />

Anbieter. 145 Eine dauerhaft erfolgreiche Besetzung dieser Marktnische war vor allem<br />

dann möglich, wenn es zudem gelang, sich zusätzlich durch Zuverlässigkeit<br />

und/oder weitere Dienstleistungen zu empfehlen. Der Bereich der „Spot-Verkehre<br />

ist mittlerweile ein wichtiges Segment <strong>des</strong> Schienengüterverkehrs.<br />

143<br />

Es gab einzelne Versuche, zum Teil auch in Netzwerken (u.a. „Ecco-Cargo“) Einzelwagen- oder<br />

Wagengruppenverkehre zu organisieren, diese sind jedoch zwischenzeitlich wieder eingestellt.<br />

Prominente Vertreter dieses Versuchs waren u.a. die EVU SETG und MWB oder die Spedition „Logorail“.<br />

MWB wurde 2012 von der EVB übernommen. RAN, ein EVU mit einem vergleichbaren Geschäftsmodell,<br />

ging <strong>im</strong> gleichen Jahr in die Insolvenz.<br />

144<br />

„Spotverkehr“ beinhaltet auch die Option, u.U. stehen gebliebene Züge ans Ziel zu bringen (Pannenservice).<br />

145<br />

Nicht zuletzt der schwere Unfall von Viareggio <strong>im</strong> Mai 2010 unterstrich nachdrücklich die Notwendigkeit,<br />

vor allem auch Qualitätsaspekte <strong>im</strong> Wettbewerb hochzuhalten (Instandhaltung usw.). Auf<br />

europäischer Ebene wurde daraufhin das Thema Sicherheit <strong>im</strong> Eisenbahnsektor in rechtlicher, organisatorischer<br />

und technischer Hinsicht von Grund auf neu „definiert“.

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