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Neue Märkte<br />
»<br />
Interview mit dem Enarsa-Rechtsexperten Damian Bleger<br />
über das »Genren«-Programm<br />
2009 führte Argentinien eine Ausschreibung<br />
für ein Leistungsvolumen<br />
von über einem Gigawatt im Bereich<br />
erneuerbare Energien durch. Dem<br />
staatlichen Energiekonzern Energía<br />
Argentina SA (Enarsa) wurde die Verantwortung<br />
zuteil, mit Unternehmen<br />
Energieabnahmeverträge mit einer<br />
15-jährigen Laufzeit abzuschließen und<br />
zu verwalten. Das »Genren«-Programm<br />
ist bisher bei Weitem Argentiniens bedeutendster<br />
Schritt in Richtung erneuerbare<br />
Energien und sein erster Vorstoß,<br />
auch Solarenergie im großen Maßstab<br />
zu nutzen. Inzwischen sind alle Verträge<br />
unterzeichnet, und es stellt sich die<br />
Frage nach ersten Resultaten und danach,<br />
wie es nun weitergehen soll.<br />
<strong>PHOTON</strong> Was sind die Hintergründe des<br />
Genren-Programms<br />
Damian Bleger Die reichen bis 2005 zurück.<br />
Wir führten unser erstes Projekt<br />
in Patagonien durch, in Zusammenarbeit<br />
mit der Provinz Chubut, die über<br />
sehr günstige Voraussetzungen zur<br />
Nutzung der Windenergie verfügt. Die<br />
zwei dort gebauten Windkraftanlagen<br />
waren zu 100 Prozent in Argentinien<br />
hergestellt worden. Eine unserer Bedingungen<br />
war es, damit zu beginnen,<br />
den Vorteil heimischer Produktion zu<br />
nutzen und diese durch das Programm<br />
weiter anzukurbeln.<br />
So begann sich das Umfeld der erneuerbaren<br />
Energien immer weiter zu<br />
entwickeln. Die Kammer für erneuerbare<br />
Energien (Cader) wurde geschaffen<br />
– wir haben eine sehr gute Beziehung<br />
zu ihrem Gründer und Vorsitzenden<br />
Carlos St. James – und repräsentiert<br />
seither alle Händler des hiesigen<br />
Marktes. Wir fingen an, mit verschiedenen<br />
Provinzen, wie San Juan, La Rioja,<br />
Santa Fe, Übereinkommen zu treffen.<br />
Und dann platzte die Bombe, da<br />
haben wir die Katze aus dem Sack gelassen,<br />
das Genren-Programm.<br />
<strong>PHOTON</strong> Können Sie schildern, wie das<br />
Genren-Programm funktioniert<br />
Bleger Das Genren-Programm ist eine<br />
nationale wie auch internationale Ausschreibung.<br />
Wir fassen es als ein großes<br />
Experiment auf, bei dem wir sehen wollen,<br />
wie es sich auf Privatunternehmen<br />
und deren Investitionsverhalten in Be-<br />
Damian Bleger vom staatlichen Energieunternehmen Energía Argentina SA (Enarsa)<br />
zug auf Energieprojekte in Argentinien<br />
auswirkt. Das Genren-Programm ist<br />
interessant, weil es keine gewöhnliche<br />
Ausschreibung darstellt. Denn wir offerieren<br />
den Anbietern oder Herstellern,<br />
dass sie eine von den bei uns im Programm<br />
aufgelisteten Technologien verwenden<br />
dürfen, je nachdem, welche für<br />
sie am günstigsten ist, und bieten ihnen<br />
an, diese Technologie dort einzusetzen,<br />
wo sie ihrer Meinung nach am besten<br />
genutzt werden kann. Denn dort, wo der<br />
höchste Nutzungsgrad für einen Energieträger<br />
besteht, wird sich die Investition<br />
der Unternehmen am schnellsten<br />
rentieren. Der Clou ist, dass wir ihnen<br />
erlauben, einen Preis zu wählen, von<br />
dem sie glauben, dass er rentabel sei.<br />
Natürlich bleibt es uns überlassen,<br />
ob wir ein Projekt annehmen oder ablehnen.<br />
<strong>PHOTON</strong> Welche Solarprojekte sind im<br />
Genren-Programm vertreten<br />
Bleger 20 Megawatt sind Photovoltaikprojekten<br />
zugesagt worden. Es gibt insgesamt<br />
sechs Projekte, die alle in der Provinz<br />
San Juan angesiedelt sind. Leider<br />
gibt es keine weiteren Projekte in anderen<br />
Provinzen. Ich denke, dies liegt vor<br />
allem daran, dass sich die Provinz San<br />
Juan sehr gut positioniert und die Bieter<br />
bei der Entwicklung ihrer Projekte ermutigt<br />
und unterstützt hat. Da dies unsere<br />
erste Ausschreibung ist, konnten wir alle<br />
dabei Erfahrungen sammeln, aus denen<br />
jeder lernen sollte. Die Provinzen sollten<br />
bei der Entwicklung der Projekte helfen,<br />
weil dies natürlich auch zu ihrem eige-<br />
nen Nutzen ist. Es werden Arbeitsplätze<br />
geschaffen, es wird in Bildung investiert<br />
und all das, was sonst noch mit solch einer<br />
Entwicklung einhergeht.<br />
<strong>PHOTON</strong> Nachdem dieses Programm<br />
nun beendet ist: Wird es Nachfolgeprogramme<br />
geben<br />
Bleger Weil die Ergebnisse des Genren-<br />
Programms so ausgezeichnet waren, erhielten<br />
wir vom Planungsministerium<br />
Anweisung, mit weiteren Ausschreibungen<br />
fortzufahren. Allerdings schreiben<br />
wir, im Gegensatz zum Genren-<br />
Programm, eher kleinere und spezifischere<br />
Projekte aus, beispielsweise nur<br />
im Bereich Solar- oder Windenergie.<br />
Zusätzlich arbeiten wir, das heißt vor<br />
allem Enarsa, mit ausländischen Investoren<br />
zusammen, um mit Ihnen und<br />
den Provinzen neue Projekte zu entwickeln.<br />
Beispielsweise haben wir mit<br />
San Juan eine Vereinbarung bezüglich<br />
einer weiteren Zehn-Megawatt-Photovoltaikanlage<br />
erzielen können.<br />
<strong>PHOTON</strong> Haben sie langfristige Pläne im<br />
Bereich erneuerbarer Energien, welche<br />
die Photovoltaik mit einschließen<br />
Bleger Ja. Denn wir glauben, dass es<br />
wichtig ist, einen Energiemix zu haben.<br />
Die Nutzung der Windenergie<br />
hat bei uns sicherlich Priorität, aber<br />
wir können nicht alles über die Windkraft<br />
abdecken. Sie müssen einfach unterschiedliche<br />
Standbeine haben. Das<br />
ist selbstverständlich.<br />
<strong>PHOTON</strong> Wir danken Ihnen für das Interview.<br />
Das Gespräch führte Melissa Bosworth<br />
Rolf Schulten / photon-pictures.com<br />
106<br />
<strong>PHOTON</strong> Juni 2011