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Neue Märkte<br />

»<br />

Mehr als zwei Autostunden trennen die Schule in Sierra de Chávez von der nächsten Stadt<br />

arbeitet, meint, dass die Arbeit im Permer-Programm<br />

für ihn als Installateur<br />

überwiegend positiv verlaufen sei. »Sie<br />

sind bürokratisch und langsam«, sagt<br />

er, »aber ihre Verträge sind gut, und die<br />

Weltbank hilft ja auch mit.«<br />

Er hat nicht allein die Provinz San<br />

Juan im Sinn, wenn es um den solaren<br />

Fortschritt der ländlichen Regionen in<br />

Argentinien und auch in anderen Teilen<br />

der Welt geht. Nach einem Aufbaustudium<br />

in »Nachhaltiger Entwicklung« hat<br />

Álvarez sich dafür engagiert, dass Elektrifizierungsprogramme<br />

wie Permer mehr<br />

Unterstützung bekommen. In ganz Lateinamerika<br />

hat er schon Forschung betrieben<br />

und auch praktisch gearbeitet. Er<br />

hofft, dass die Lektionen aus früheren<br />

Programmen bei Permer beachtet werden,<br />

denn bisher sei »das meiste Geld,<br />

das in ländliche Elektrifizierung investiert<br />

wurde, verloren«.<br />

Mehr Eigenständigkeit für die Gemeinden<br />

Esperanza Albarez und Fernando Álamo<br />

machen unterdessen auf dem Weg<br />

zurück von Sierra de Chávez noch halt<br />

an einer anderen Schule in der Nähe der<br />

Berge. Diese hat auch eine Photovoltaikanlage,<br />

um die Beleuchtung und die<br />

Fernmeldetechnik sowie einige noch<br />

anzuschließende Computer mit Energie<br />

zu versorgen. Außerdem gibt es eine<br />

solar versorgte Wasserpumpe. Die Pumpe<br />

schafft das Wasser aus einer kleinen<br />

Quelle unterhalb des Orts zu einem Wassertank<br />

gleich in der Nähe der Schule.<br />

Ihre Stromversorgung durch die Photovoltaikanlage<br />

scheint gut zu funktionieren,<br />

aber Álamo bemerkt ein Leck an der<br />

Stelle, wo das Rohr aus der Quelle mit der<br />

Pumpe verbunden ist. Er ist sich nicht sicher,<br />

wer die Anlage hier installiert hat.<br />

»Wir werden wahrscheinlich ein paar<br />

Wartungsarbeiten durchführen«, sagt<br />

er, »weil sich sonst niemand darum kümmert.«<br />

Dieses Problem kommt auf die Liste<br />

mit einer Reihe von weiteren Anlagen,<br />

die zu Álamos Verantwortungsbereich<br />

hinzugekommen sind, obwohl er mit deren<br />

Installation nichts zu tun hatte. Er<br />

kümmert sich schließlich auch um die ältere<br />

der beiden Anlagen in der Schule von<br />

Internet ohne Stromnetz: Solartechniker Fernando Álamo<br />

und Schulleiterin Esperanza Albarez im solarbetriebenen<br />

Computerraum<br />

Rolf Schulten / photon-pictures.com (2)<br />

Sierra de Chávez, obwohl dies nicht seine<br />

Aufgabe ist. Mehr Geld bekommt er deshalb<br />

nicht, sein Vertrag mit der Behörde<br />

für Energieressourcen sieht einen Pauschallohn<br />

vor. Seiner Meinung nach ist<br />

er dabei unterbezahlt. »Aber bessere Zeiten<br />

werden kommen«, beruhigt er sich<br />

selbst. Mit den neuen, überall im Land<br />

geplanten Permer-Projekten, meint er,<br />

könnte vielleicht für jemanden wie ihn<br />

auch mehr Arbeit zu finden sein.<br />

Aldar-Chef Álvarez erwähnt genau dieses<br />

Problem in einigen seiner Arbeiten zur<br />

ländlichen Elektrifizierung. Aus Spenden<br />

oder der Staatskasse finanzierte Projekte<br />

oder aber Förderprogramme, die nicht genügend<br />

Volumen erreichen, um eine Art<br />

von Solargewerbe zu etablieren, bedeuten<br />

seiner Erfahrung nach, dass sich kein<br />

eigenständiger Markt für Solarenergie<br />

entwickeln kann. Auch das Permer-Programm<br />

neige dazu, nur sporadische Jobs<br />

zu schaffen, sodass Techniker wie Álamo<br />

nicht genügend Arbeit finden, um ihren<br />

Lebensunterhalt zu verdienen.<br />

Und dies ist nur ein Teil der Probleme<br />

mit solchen Fördersystemen. Álvarez hat<br />

eine ganze Liste mit Vorschlägen, von denen<br />

er glaubt, dass sie die nationale Strategie<br />

für ländliche Elektrifizierung verbessern<br />

können. Der Grundtenor liegt<br />

dabei auf mehr Eigenständigkeit für die<br />

Gemeinden. Diese sollten beispielsweise<br />

nicht nur Anlagen zur Beleuchtung erhalten,<br />

sondern auch Hilfe bei der Erstellung<br />

eigener kleiner Stromnetze (Microgrids),<br />

die von kommunalen Gesellschaften betrieben<br />

werden könnten. Genau wie Antonio<br />

Soler von der Behörde für Energieressourcen<br />

sieht also auch Álvarez die limitierten<br />

Möglichkeiten der ländlichen<br />

Elektrifizierung in ihrer zurzeit noch in<br />

Argentinien praktizierten Form. Nur hat<br />

er andere Lösungsansätze.<br />

Und er glaubt daran, dass die ländliche<br />

Elektrifizierung in Argentinien eine<br />

Zukunft hat. Zudem repräsentiert sie bislang<br />

nahezu den kompletten Photovoltaikmarkt<br />

des Landes. Nach Angaben der<br />

Weltbank führte das gesamte Programm<br />

bis Mitte 2010 zu Installationen in fast<br />

6.600 Haushalten und 1.700 Schulen im<br />

ganzen Land. 80 Prozent davon waren<br />

Solaranlagen. Projekte für weitere 1.700<br />

Haushalte und 174 Schulen sind zurzeit in<br />

Arbeit. Die Finanzierung für das Permer-<br />

Programm, das die Weltbank als erfolgreich<br />

beschreibt, wird Ende 2011 auslaufen.<br />

Álvarez hofft, dass die nächste Phase<br />

endlich dabei helfen wird, einen selbsttragenden<br />

Markt zu schaffen. Melissa Bosworth<br />

124<br />

<strong>PHOTON</strong> Juni 2011

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