ıı - PHOTON Info
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Redaktionssprechstunde<br />
Die wahren Kosten der<br />
Photovoltaik<br />
Meine letzten Rückmeldungen<br />
zu Ihrer Bericht-<br />
<br />
erstattung (insbesondere<br />
über die Preisgestaltung hier<br />
in Deutschland) waren meist<br />
recht kritisch. Heute möchte<br />
ich Ihnen jedoch dahingehend<br />
Wasser auf Ihre Mühlen<br />
geben, dass bei den »wahren<br />
Kosten« der Photovoltaik<br />
noch etwas Luft zu sein<br />
scheint. Ich habe zufällig<br />
auf dem Flughafen in Sydney<br />
eine Zeitung in die Hände<br />
bekommen, worin Angebote<br />
von Solarstrompaketen zu sehen waren.<br />
Wenn ich richtig gerechnet habe, liegen<br />
wir bei dem Paket mit Sharp-Modulen<br />
und dem SMA-Wechselrichter bei einem<br />
Preis von umgerechnet 1.331 Euro<br />
pro Kilowatt bei dem No-Name-Paket<br />
sogar bei sage und schreibe 912 Euro pro<br />
Kilowatt. Zu aktuellen Einkaufskonditionen<br />
liegt der SB 1.700 bei circa 430<br />
Euro pro Kilowatt (bei dieser Anlagengröße),<br />
was bedeuten würde, dass die<br />
Sharp-Module bei circa 900 Euro pro<br />
Kilowatt liegen. Kann das passen<br />
Name der Redaktion bekannt<br />
29410 Salzwedel<br />
privat<br />
Scheinbar attraktive Preise für Komplettanlagen, gefunden von einem<br />
Leser auf dem Flughafen in Sydney<br />
Vielen Dank für Ihre interessante Beobachtung.<br />
Wenn man die Zahlen so<br />
!<br />
nimmt, wie sie in der Anzeige stehen,<br />
kommt man in der Tat zu den von Ihnen<br />
erwähnten Ergebnissen. Das würde<br />
jedoch bedeuten, dass die Sharp Corporation<br />
und die SMA Solar Technology AG<br />
ihre Geräte in etwa zu Produktionskosten<br />
abgegeben hätten. Damit liegt die<br />
Vermutung nahe, dass es sich um ein<br />
Lockangebot handelt – was sich bestätigt,<br />
wenn man den Rest der Anzeige und<br />
weitere Werbung der Firma Green Engineering<br />
Pty Ltd. in Auburn bei Sydney<br />
genau unter die Lupe nimmt.<br />
Im Kleingedruckten steht dort, dass<br />
bei dem angegebenen Preis, der Montage<br />
und Elektroinstallation einschließt,<br />
bereits die staatliche Förderung für Aufdachanlagen<br />
abgezogen worden ist. Die<br />
australische Regierung, die sich auf die<br />
Fahnen geschrieben hat, den Anteil der<br />
Erneuerbaren am Energiemix auf 20 Prozent<br />
bis 2020 zu erhöhen, vergibt für klei-<br />
ne Aufdachanlage »Solar Credits«.<br />
Diese Gutschriften variieren<br />
abhängig von der Größe<br />
und dem Standort der Solarstromanlage.<br />
Für eine Anlage<br />
mit 1,5 Kilowatt Leistung<br />
beträgt die Investitionsförderung<br />
im Raum Sydney aktuell<br />
6.200 australische Dollar<br />
(4.588 Euro). Damit käme die<br />
Sharp/SMA-Anlage auf einen<br />
Systempreis von 8.899 australischen<br />
Dollar, umgerechnet<br />
knapp 4.430 Euro pro Kilowatt.<br />
Selbst das No-Name-<br />
System kostet demnach noch<br />
über 3.927 Euro pro Kilowatt –<br />
durchaus stolze Preise also, die wenig mit<br />
den »wahren Kosten« der Photovoltaik zu<br />
tun haben. Die nähern sich derzeit angesichts<br />
der Überkapazitäten bei Modulen<br />
und Wechselrichtern rapide den Produktionskosten<br />
an.<br />
Ein gutes Beispiel dafür sind die Projekte<br />
der <strong>PHOTON</strong> Power AG, die zwei<br />
Aufdachanlagen für 1.900 und 1.700<br />
Euro pro Kilowatt realisiert (<strong>PHOTON</strong><br />
5-2011). Die Kosten für so kleine Systeme<br />
wie in Australien, die hierzulande praktisch<br />
nicht mehr nachgefragt werden,<br />
liegen natürlich deutlich höher. Mehr<br />
als 2.500 Euro pro Kilowatt muss man<br />
aber auch dafür in Deutschland nicht auf<br />
den Tisch legen, wie unsere Marktübersicht<br />
Komplettsysteme im April zeigte.<br />
Und seitdem sind die Preise noch einmal<br />
deutlich gesunken. mbk<br />
204<br />
<strong>PHOTON</strong> Juni 2011