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Praxis<br />
Murks des Monats<br />
### ####<br />
Weil sie sehr kurzfristig Module benötigte,<br />
ist eine italienische Installationsfirma<br />
von ihren üblichen Handelswegen<br />
abgewichen. Das erwies<br />
sich als fatal, denn die Lieferung<br />
entpuppte sich als B-Ware. Selbst<br />
ein einlaminiertes Kondom fand<br />
sich in den Modulen des Herstellers<br />
Solarfun (heute Hanwha SolarOne).<br />
Die Module war nicht zum Export bestimmt,<br />
Prüflisten und andere Papiere<br />
erwiesen sich als Fälschungen. Die<br />
Drahtzieher sind noch unbekannt.<br />
William Martin lebt dort, wo<br />
manch anderer Urlaub macht<br />
– in Italien. Üblicherweise bezieht sein<br />
Arbeitgeber, eine Installationsfirma, seine<br />
Produkte ausschließlich von einem<br />
großen, renommierten Unternehmen<br />
des Landes. Doch im vergangenen Herbst<br />
konnte der Handelspartner plötzlich<br />
nicht mehr liefern, während gleichzeitig<br />
die Installationskapazitäten von Martins<br />
Firma noch längst nicht erschöpft<br />
waren.<br />
Also suchte man nach anderen Lieferanten<br />
und wurde in den Niederlanden<br />
fündig: Die Firma »GE 4 All BV« bot<br />
zwei Container mit Modulen der chinesischen<br />
Firma Solarfun Power Holdings<br />
Co. Ltd. an, 277 Kilowatt für rund<br />
457.000 Euro. Mit 1,65 Euro pro Watt lag<br />
der Preis am oberen Rande dessen, was<br />
der Markt Ende Oktober 2010 hergab.<br />
Kurzerhand griff Martin zu und am 31.<br />
Dezember kam die vollständig bezahlte<br />
Ware in Italien an.<br />
Insgesamt 1.320 Module waren in<br />
den Kisten, wovon Martin mit Kollegen<br />
jedoch kaum die Hälfte auspackte:<br />
In jedem bis dahin gesichteten Modul<br />
entdeckten sie mindestens eine glatt<br />
durchgebrochene Zelle, dazu einlaminierte<br />
Mücken, Fliegen und sogar ein<br />
Kondom. An jedem Rahmen waren<br />
Pappschilder befestigt – »zurückgestuft«<br />
las dort, wer des Chinesischen mächtig<br />
ist. Den Kunden jedenfalls konnte man<br />
diese Module nicht zumuten. Also wurde<br />
im neuen Jahr andere Ware organisiert<br />
und den wartenden Betreibern ein<br />
Ausgleich für die bis dahin entstandenen<br />
Einbußen gezahlt.<br />
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<strong>PHOTON</strong> Juni 2011