ıı - PHOTON Info
ıı - PHOTON Info
ıı - PHOTON Info
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
Praxis<br />
<strong>ıı</strong><br />
ten auferlegte, existiert nicht<br />
mehr. Ein Messprotokoll eines<br />
anerkannten Sachverständigen<br />
oder eines Prüfinstituts<br />
zum Nachweis von Ertragsverlusten<br />
sei ebenfalls nicht<br />
mehr erforderlich. Die neuen<br />
Garantiebedingungen treten<br />
zwar offiziell erst zum 1. Juli<br />
in Kraft, doch »wir wenden<br />
sie selbstverständlich auch<br />
bei den Modulen der Bosch<br />
Solar Energy AG an, die wir<br />
vor Juli 2011 ausgeliefert haben«,<br />
erklärt Traemann. Auch<br />
Solarworld hat sich bewegt:<br />
Künftig will das Unternehmen<br />
eine Pauschale für Montage<br />
und Transport zahlen.<br />
Außerdem hat man die Frist<br />
zur Meldung eines Garantiefalls<br />
von 14 Tage auf drei Monate<br />
verlängert.<br />
Auf juristischen Ärger können<br />
sich hingegen die chinesischen<br />
Modulhersteller Trina<br />
und Yingli, beziehungsweise<br />
deren Deutschlandzentralen<br />
einrichten. Während Yingli<br />
wohl in recht regem Kontakt<br />
mit den Verbraucherschützern<br />
stand, habe Trina überhaupt<br />
nichts von sich hören<br />
lassen. Klagen gegen beide Firmen<br />
sollen jetzt Klarheit bringen.<br />
»Es steht zu befürchten,<br />
dass es in einzelnen Fragen<br />
durch die Instanzen bis ganz<br />
nach oben gehen wird«, sagt<br />
Schneidewindt. Das dürfte<br />
sich insbesondere auf die Frage<br />
beziehen, wer die Kosten der<br />
Garantieabwicklung trägt.<br />
Endstation Bundesgerichtshof<br />
Die Aussichten, dass der<br />
Bundesgerichtshof (BGH) die<br />
bisherigen Modulgarantien<br />
irgendwann kassiert, stehen<br />
nicht schlecht. Schon mehrfach<br />
haben die Karlsruher<br />
Richter einseitige Garantiebestimmungen<br />
für ungültig erklärt.<br />
Im Jahr 2007 beispielsweise<br />
sprachen sie dem Käufer<br />
eines gebrauchten Autos<br />
die Reparaturkosten für einen<br />
schadhaften Motor zu. Der<br />
Verkäufer hatte diese nicht<br />
zahlen wollen, weil der Autokäufer<br />
das in der Garantie<br />
vorgeschriebene Wartungsintervall<br />
um einige hundert<br />
Kilometer überzogen hatte.<br />
Doch das zu verlangen sei<br />
wegen »unbilliger Benachteiligung<br />
der Kunden« unwirksam.<br />
Hierbei beruft sich der<br />
BGH auf die gleiche Gesetzespassage,<br />
die auch die Verbraucherschützer<br />
anführen: Paragraf<br />
307 des Bürgerlichen Gesetzbuches.<br />
Demnach, so schreiben<br />
die Richter in ihrer Urteilsbegründung,<br />
sind Formularklauseln<br />
unangemessen,<br />
wenn der »Verwender missbräuchlich<br />
eigene Interessen<br />
auf Kosten des Vertragspartners<br />
durchzusetzen versucht,<br />
ohne von vornherein die Interessen<br />
des Partners hinreichend<br />
zu berücksichtigen.«<br />
Um derartige Formularklauseln<br />
handelt es sich auch bei<br />
den Garantiebedingungen.<br />
Sparen für neue<br />
Garantieklauseln<br />
Auf welch tönernen Füßen<br />
ihre Garantie-Ausarbeitungen<br />
stehen, haben die Juristen der<br />
Modulhersteller wohl erkannt.<br />
Ansonsten hätten sie wohl<br />
kaum derart bereitwillig Unterlassungserklärungen<br />
abgegeben<br />
und ihre Garantiebedingungen<br />
geändert. Für diese künftigen<br />
Garantieleistung müssen die<br />
Firmen nun Rückstellungen bilden.<br />
Bei der Aleo Solar AG, die<br />
inzwischen zum Großteil zu<br />
Bosch gehört, hat man das schon<br />
getan: Innerhalb eines Jahres erhöhte<br />
das Unternehmen seine<br />
Gewährleistungsrückstellungen<br />
von 1,8 Millionen Euro auf<br />
4,4 Millionen Euro.<br />
Für Verbraucher dürfte sich<br />
die Rechtssicherheit bei Garantiefällen<br />
damit deutlich erhöhen.<br />
Nach dem Weg durch die<br />
Instanzen können sie auch auf<br />
rückwirkend verbesserte Garantiebedingungen<br />
hoffen. Ganz<br />
anders sieht es hingegen bei gewerblichen<br />
Anlagenbetreibern<br />
aus: Sie fallen nicht unter das<br />
Verbraucherrecht und müssen<br />
wohl weiterhin mit unvorteilhaften<br />
Garantiebedingungen<br />
leben.<br />
Christoph Podewils<br />
178<br />
<strong>PHOTON</strong> Juni 2011