ıı - PHOTON Info
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Forschung & Technik<br />
Start-up<br />
Eine andere Dimension<br />
Mit einer neuartigen Solarzelle schwimmt die<br />
junge Firma Solar3D gegen den Strom<br />
Wer sagt, dass eine Solarzelle flach<br />
sein muss Beim südkalifornischen<br />
Technologieunternehmen Solar3D<br />
testen die Ingenieure einen alternativen<br />
Zellaufbau, der eher an eine<br />
Kugel erinnert. Den veröffentlichten<br />
Produktbeschreibungen zufolge wird<br />
sich eine Massenproduktion dieses<br />
Zelltyps allerdings als schwierig<br />
erweisen. Abhängig vom verwendeten<br />
Material könnte sich zudem die<br />
gegenüber konventioneller Technologie<br />
erreichbare Steigerung des<br />
Wirkungsgrades in Grenzen halten.<br />
Photonen<br />
Lichtkollektoren<br />
Beim Solar3D-Konzept sind viele<br />
Mikrozellen miteinander verbunden<br />
Grafik: <strong>PHOTON</strong>, Quelle: Solar3D<br />
Das Zellkonzept von Solar3D<br />
soll das »Light-Trapping«<br />
verbessern. Die Darstellung<br />
der Technologie auf<br />
der Firmen-Website, auf der<br />
diese Grafik basiert, zeigt<br />
nach Angaben des Unternehmens<br />
aber nur ein Schema<br />
und nicht das tatsächliche<br />
Design. Das lässt hoffen –<br />
denn so, wie hier dargestellt,<br />
würde die Zelle nur schlecht<br />
funktionieren.<br />
Als Neuling darf man sich ruhig ambitionierte<br />
Ziele stecken. Für Solar3D<br />
Inc., ein im kalifornischen Santa Barbara<br />
ansässiges Start-up-Unternehmen, ist dies<br />
der physikalische Grenzwert für den Wirkungsgrad<br />
von Siliziumsolarzellen, der<br />
bei 33 Prozent liegt. Handelsübliche kristalline<br />
Siliziumzellen erreichen heute bis<br />
zu 20 Prozent. Solar3D will die Industrie<br />
nicht nur dieser Grenze näher bringen,<br />
sondern auch bei Dünnschichtsolarzellen<br />
die Effizienz steigern.<br />
Das Unternehmen setzt dabei auf verbessertes<br />
»Light-Trapping«, also das Einfangen<br />
von Licht. Dies funktioniert nach<br />
Einschätzung von Solar3D bislang unzureichend,<br />
was auf das zweidimensionale<br />
Design mit übereinanderliegenden Schichten<br />
zurückzuführen ist. Ein gänzlich neues,<br />
dreidimensionales, kugelförmiges Design<br />
soll Abhilfe schaffen und künftig für<br />
perfektes Light-Trapping sorgen.<br />
Zu diesem Zweck entwickelt Solar3D einen<br />
Zellaufbau, der Photonen durch einen<br />
Lichtkollektor in einen geschlossenen kugelförmigen<br />
Raum ziehen soll, um sie dort<br />
so lange gefangen zu halten, bis sie von der<br />
Zelle absorbiert werden. Das Konzept hat<br />
zwei theoretische Vorteile. Erstens führt<br />
es zu einer Verringerung der Oberflächenreflexion<br />
und somit zu einer Steigerung<br />
der Anzahl von Photonen, die in die Zelle<br />
gelangen. Zweitens wird der Abstand zwischen<br />
den positiv und negativ leitenden<br />
Siliziumschichten (Sperrschicht) reduziert.<br />
Auf ihrem Weg durch diese Sperrschicht<br />
gehen viele Ladungsträger durch<br />
Rekombination für die Stromproduktion<br />
verloren, weshalb es ein allgemeines Bestreben<br />
bei der Optimierung von Solarzellen<br />
ist, diesen sogenannten p/n-Übergang<br />
zu verbessern.<br />
Solar3D-Geschäftsführer Jim Nelson<br />
sagt, das Projekt sei »materialagnostisch«,<br />
also auf keine bestimmte Silizium- oder<br />
Dünnschichttechnologie festgelegt: »Wir<br />
konzentrieren uns auf den Aufbau, nicht<br />
auf das Material.« Das bedeutet aber nicht,<br />
dass der erreichbare Wirkungsgrad unabhängig<br />
vom eingesetzten Material ist. Bei<br />
konventionellen Siliziumdünnschichtzellen<br />
wurde bereits reichlich Laborarbeit<br />
in das Light-Trapping von ein bis drei Mikrometer<br />
dünnen Absorberschichten investiert.<br />
Diese Bemühungen haben sich<br />
in der Massenproduktion jedoch noch<br />
nicht in die erhofften hohen Wirkungsgrade<br />
umsetzen lassen. Bei kristallinen<br />
Siliziumzellen mit einer Absorberstärke<br />
von mehr als 100 Mikrometern gab es hier<br />
schon weit größere Fortschritte.<br />
Offene Fragen<br />
Die Ankündigungen von Solar3D machen<br />
deshalb neugierig. Auf Fragen zur<br />
Technologie reagiert die Firma aber zurückhaltend:<br />
Das Produkt befinde sich<br />
noch in der Entwicklung, Änderungen<br />
seien nicht auszuschließen. Selbst auf der<br />
Website des Unternehmens heißt es, bei<br />
der dort gezeigten Darstellung handle es<br />
sich nicht um das tatsächliche Design;<br />
dieses wird unter Verschluss gehalten.<br />
Schaut man sich die Darstellung im Internet<br />
genauer an, so scheint der Durchmesser<br />
des Lichtkollektors in der 3-D-<br />
Zelle kleiner zu sein als der Durchmesser<br />
der eigentlichen Zelle. Wenn dies der tatsächliche<br />
Aufbau wäre, gingen alle Photonen<br />
verloren, die nicht auf den Kollektor<br />
treffen, und dann wäre es mit dem Wirkungsgrad<br />
der Zelle nicht allzu weit her.<br />
Solar3D zufolge soll der Lichtkollektor<br />
aber den gleichen Durchmesser wie die<br />
Zelle haben.<br />
Der Winkel des Lichtkollektors ist<br />
ebenfalls ein kritisches Designkriterium.<br />
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<strong>PHOTON</strong> Juni 2011