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Der Hygieniker und Ernährungswissenschaftler Werner Kollath

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100<br />

Hannes Pingel<br />

lung zum Nationalsozialismus bestehen würden. 68<br />

Im Gegenzug zu diesen eher neutral bewerteten Personen wurden diejenigen, deren<br />

Einstellung klar dem Nationalsozialismus entsprach, von Brill besonders gefördert.<br />

So hatte beispielsweise der Geologe Kurt von Bülow darum gebeten, seine Professur<br />

um das Gebiet der Wehrgeologie zu erweitern. 69 Brill schrieb auf die Rückseite<br />

des Schreibens von Bülows an das Ministerium, dass „den Studenten Wehrgeologie<br />

in jeder nur möglichen Form nahezubringen [sei]“. 70<br />

Bei der Wiederbesetzung des Lehrstuhl für Anatomie schrieb Brill über den dafür in<br />

Frage kommenden Kurt Neubert (1898-1972), dass es sich bei diesem „nicht um einen<br />

Anfänger handelt, sondern um einen Mann, der das Fach voll <strong>und</strong> ganz beherrscht,<br />

<strong>und</strong> der deshalb auch die Würde eines ordentlichen Professors in jeder<br />

Weise verdient.“ 71 Neubert war unter anderem SA-Rottenführer in Würzburg <strong>und</strong><br />

Amtsleiter des NS-Dozentenb<strong>und</strong>es im Gau Mainfranken, demnach also ein Mann,<br />

der sich dem Nationalsozialismus verb<strong>und</strong>en fühlte. 72<br />

In ganz besonderem Maße setzte sich Brill für Gissel selbst ein. So hatte Brill<br />

Gissel zu seinem Nachfolger als Gaudozentenb<strong>und</strong>sführer vorgeschlagen. Er schrieb<br />

im Juni 1937 dem Reichamtsleiter des NSD-Dozentenb<strong>und</strong>es Walter Schulze (1894-<br />

1979), dass Gissel „in jeder Weise sowohl politisch wie wissenschaftlich <strong>und</strong> als Arzt<br />

seine Pflicht bis zum Letzten erfüllt hat“, <strong>und</strong> er halte es demnach für seine Pflicht,<br />

für Gissel einzutreten. 73<br />

Zur Verlängerung des Vertrages als Oberarzt setzte sich Brill ebenfalls für Gissel<br />

ein <strong>und</strong> schrieb: „Es [ist] für die Universität Rostock vom politischen Standpunkt aus<br />

unerläßlich […], daß Herr Oberarzt Dr. Gissel in Rostock gehalten wird.“ 74 Außerdem<br />

ist ein Schreiben überliefert, in dem Brill für Gissel bei Reichstatthalter Hildebrandt<br />

wirbt <strong>und</strong> vorschlägt, diesen zum außerordentlichen Professor zu ernennen,<br />

damit er in der Rolle als Gaudozentenb<strong>und</strong>sführer an der Universität „auch nach<br />

aussen hin mehr Stoßkraft bekommt“. Weiter schrieb Brill:<br />

„Innerhalb der Dozentenschaft [würde] die Auswirkung des Gissel übertragenen<br />

politischen Amtes weit grösser sein […], als wenn er nur Dozent an unserer<br />

Universität ist. Wenn ich [Brill] nicht mehr als Rektor Führer der Universität<br />

bin, erachte ich es für dringend notwendig, dass der<br />

68<br />

UAR, PA Diller, Bl. 100, Schreiben Brills zur Festanstellung Dillers, 02.02.1937.<br />

69<br />

Von Bülow merkt an, dass er „bereits im Jahre 1930 – wohl als einziger deutscher Geologe – mit<br />

militärischen Dienststellen an Aufgaben der Landesverteidigung zusammengearbeitet hat.“ Des<br />

Weiteren habe er bereits ein Lehrbuch über Wehrgeologie verfasst, welches noch nicht erschienen<br />

ist, <strong>und</strong> habe schon eine Vorlesung zu diesem Thema gehalten. – UAR, PA von Bülow (Teil 1), Bl.<br />

69 „r“ , Bitte von Bülows, Wehrgeologie zu lehren.15.08.1937.<br />

70 „v“<br />

UAR, PA von Bülow (Teil 1), Bl. 69 , Brills Unterstützung für die Wehrgeologie, 24.09.1937.<br />

71<br />

UAR, PA Neubert, Bl. 78, Empfehlung Brills zur ordentlichen Professur von Neubert,<br />

05.08.1937.<br />

72<br />

Buddrus/Fritzlar, Neubert, Kurt, 296.<br />

73<br />

UAR, PA Gissel, Bl. 75-77, Schreiben Brills an den Leiter des NSD-Dozentenb<strong>und</strong>es,<br />

10.06.1937.<br />

74<br />

UAR, PA Gissel, Bl. 72, Empfehlung Brills für Gissel, 10.05.1937.

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