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Der Hygieniker und Ernährungswissenschaftler Werner Kollath

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Das Rektorat unter Professor Heinrich Brill 1936/37 105<br />

sen wollte, weil sie politisch anders dachten. <strong>Der</strong> Fall Schalk lässt einen gänzlich<br />

anderen Interpretationsansatz zu. Hier versuchte Brill, möglichen Schaden nicht vom<br />

Nationalsozialismus, sondern von der Universität abzuwenden. Er sieht, dass es zu<br />

einer Situation gekommen ist, in der ein geregelter Unterricht nicht mehr möglich<br />

war <strong>und</strong> handelte, wie heute vermutlich Rektoren auch handeln würden, <strong>und</strong> empfahl<br />

dessen Versetzung.<br />

Fazit <strong>und</strong> Ausblick<br />

Es erscheint uns der Rektor Ernst-Heinrich Brills weniger der stramme Nazi zu sein,<br />

den er in seiner Rede vorgab. Vielmehr haben wir es mit einer Person zu tun, die<br />

sehr gut verstand, was man in der Gesellschaft des Dritten Reiches machen konnte<br />

<strong>und</strong> was nicht <strong>und</strong> was von einem Rektor erwartet wurde. Hiervon zeugen vor allem<br />

die öffentlichen Feiern <strong>und</strong> Termine, bei denen Brill stets bedacht war, sich selbst<br />

<strong>und</strong> die Universität vor der politischen Elite des Landes ins rechte Licht zu rücken.<br />

Auch bei weniger offiziellen Auftritten kam dies zum Tragen. Als Ergebnis dieses<br />

Aufsatzes ist jedoch festzustellen, dass Brill, obwohl er Rektor einer Universität war,<br />

selbst eher wenig Macht hatte. Es scheint viel mehr so zu sein, dass im Hintergr<strong>und</strong><br />

der mächtige Reichstatthalter Hildebrandt die eigentlich bestimmende Figur war, die<br />

die Politik an der Universität Rostock gestaltete. Brill als Marionette Hildebrandts<br />

darzustellen, ist allerdings verfehlt, es sei hier vielmehr auf die besondere Situation<br />

hingewiesen, in der Brill von den Entscheidungen des Reichsstatthalters direkt abhängig<br />

war <strong>und</strong> selbst nur wenig Kritik an den Entscheidungen Hildebrandts äußern<br />

konnte, ohne selbst befürchten zu müssen, dafür gerügt <strong>und</strong> entlassen zu werden.<br />

Dies soll jedoch keinesfalls Brills Verhalten entschuldigen. Dass er ein überzeugter<br />

Nationalsozialist gewesen war, steht außer Frage. Deshalb wäre eine genaue Betrachtung<br />

von Hildebrandt <strong>und</strong> seinem Verhältnis zur Universität wünschenswert.<br />

Weiterhin ist auch eine zweite Abhängigkeit zu beobachten, diese geht von der Studentenschaft<br />

aus. So schafften es die Publikationsblätter der Studenten in zwei Fällen,<br />

unliebsame Professoren abzubestellen, <strong>und</strong> es muss hier genauer untersucht<br />

werden, welchen Einfluss die Rostocker Studentenschaft auf die Universität <strong>und</strong> ihre<br />

hochschulpolitischen Entscheidungen hatte. Es ist somit ein differenziertes Bild von<br />

Brill zu zeichnen, der die unterschiedlichsten Rollen zu spielen hatte <strong>und</strong> zu spielen<br />

verstand, indem er immer wieder abwägen musste, wie weit er gehen konnte. Sein<br />

Verhalten im Fall Schalk bezeugt dies. Insgesamt ist festzustellen, dass auch Ernst-<br />

Heinrich Brill ein Günstling des Systems war <strong>und</strong> ohne den Nationalsozialismus<br />

wohlmöglich nie zu einer solchen Position gekommen wäre.

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