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Der Hygieniker und Ernährungswissenschaftler Werner Kollath

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Schöner Neuer Mensch 195<br />

nität durch bevölkerungspolitische Programme zu entsprechen. Adolf Hitler (1889-<br />

1945) selbst formulierte dies so:<br />

„Die heutige neue Zeit arbeitet an einem neuen Menschentypus. Ungeheure<br />

Anstrengungen werden auf unzähligen Gebieten des Lebens vollbracht, um<br />

das Volk zu heben, um unsere Männer, Knaben <strong>und</strong> Jünglinge, die Mädchen<br />

<strong>und</strong> Frauen gesünder <strong>und</strong> damit kraftvoller <strong>und</strong> schöner zu gestalten. Und<br />

aus dieser Kraft <strong>und</strong> dieser Schönheit strömen ein neues Lebensgefühl, eine<br />

neue Lebensfreude.“ 40<br />

Damit wird der Mensch insgesamt als ein Wesen verstanden, dass durch „ungeheure<br />

Anstrengungen auf unzähligen Gebieten“ bearbeitbar, veränderbar, verbesserbar ist.<br />

Das Mittel zur Steigerung der Fähigkeiten des Deutschen benennt Hitler 1937 in<br />

einer Rede während des Nürnberger Reichsparteitages:<br />

„Die größte Revolution hat Deutschland erlebt durch die in diesem Lande<br />

zum ersten Mal planmäßig in Angriff genommene Volks- <strong>und</strong> damit Rassenhygiene.<br />

Die Folgen dieser deutschen Rassenpolitik werden entscheidender<br />

sein für die Zukunft unseres Volkes als die Auswirkungen aller anderen Gesetze.<br />

Denn sie schaffen den neuen Menschen.“ 41<br />

Doch wie genau lässt sich dieser Neue Mensch, dieses Ideal nun beschreiben? Es<br />

sind vor allem ästhetische <strong>und</strong> charakterliche Merkmale wie körperliche Stärke,<br />

„noble Natürlichkeit“, ein wohlproportioniertes, „heroisches Äußeres“, Unerschrockenheit<br />

<strong>und</strong> Selbstsicherheit, die immer wieder angeführt wurden, wenn es darum<br />

ging, den Neuen Deutschen darzustellen. 42<br />

Im Gegensatz zu dieser Lichtgestalt, die es zu schaffen galt, war es im gleichen<br />

Zuge jedoch nötig, diesem Positiv- einen Negativentwurf entgegenzustellen. Indem<br />

die jüdische Bevölkerungsgruppe als angebliche Gegenrasse zu einer vermeintlichen<br />

deutschen Volksgemeinschaft konstruiert wurde <strong>und</strong> diese mit diametral entgegengesetzten<br />

Attributen wie etwa Feigheit, Hässlichkeit, Hinterhältigkeit oder<br />

parasitärem Auftreten verb<strong>und</strong>en wurde, stellte sich das eigentliche Ideal als noch<br />

strahlender heraus. Die Juden, stigmatisiert als „Rassenfeinde“, standen für das Böse<br />

schlechthin, für „Entartung“ in Körpergestalt <strong>und</strong> Verhalten. Sollte der „Volkskörper“<br />

also gereinigt <strong>und</strong> verbessert werden, galt es neben anderen Maßnahmen<br />

auch, die Gegenrasse zu eliminieren. 43<br />

Eine anschauliche Veräußerung dieser Gegenüberstellung von Positiv- <strong>und</strong> Negativentwürfen<br />

44 lässt sich an Ausstellungsstücken zweier Kunstaustellungen des<br />

Dritten Reichs ablesen: An denen der „Großen deutschen Kunstaustellung“ (1937-<br />

40<br />

Adolf Hitler, aus der Eröffnungsrede zur Großen deutschen Kunstausstellung vom 18. Juli 1937.<br />

Zitiert nach Diehl (Anm. 36), 124.<br />

41<br />

Adolf Hitler, Rede auf dem Nürnberger Reichsparteitag 1937. Zitiert nach Betz (2011).<br />

42<br />

Vgl. Betz (Anm. 39) <strong>und</strong> Diehl (Anm. 36), 119ff.<br />

43<br />

Vgl. Betz (Anm. 39).<br />

44<br />

Vgl. Diehl (Anm. 36), 117ff., besonders 123-124.

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