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Der Hygieniker und Ernährungswissenschaftler Werner Kollath

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<strong>Der</strong> <strong>Hygieniker</strong> <strong>und</strong> <strong>Ernährungswissenschaftler</strong> <strong>Werner</strong> <strong>Kollath</strong> 109<br />

– wenig zu einer objektiven Darstellung der Persönlichkeit bei. Vielmehr stellt Elisabeth<br />

<strong>Kollath</strong> ihn entsprechend seiner eigenen Ansicht als Opfer der Umstände dar,<br />

was Jörg Melzer mit seiner umfassenden Quellenauswertung widerlegt hat. 7<br />

Politisch stand <strong>Kollath</strong> nationalkonservativen Anschauungen nahe. Den Nationalsozialismus<br />

lehnte er nicht ab – zumindest nicht offen. In den Gutachten zu einer<br />

möglichen Berufung zum Professor für Hygiene an der Universität Rostock war<br />

über seine politische Einstellung vermerkt, „dass er sich nach dem 30. Januar 1933<br />

mit dem Gedankengut des Nationalsozialismus auseinandergesetzt <strong>und</strong> sich dazu<br />

bekannt hat. Politisch besonders hervorgetreten ist er jedoch nicht.“ 8 <strong>Kollath</strong> erhielt<br />

den Ruf <strong>und</strong> wechselte im April 1935 nach Rostock, wo er der Nachfolger von<br />

Theodor von Wasielewski (1868-1941) auf dem Lehrstuhl für Hygiene wurde. Zugleich<br />

wurde er zum Direktor des Hygienischen Instituts ernannt. In der Folge äußerte<br />

er sich mehr <strong>und</strong> mehr im Sinne der nationalsozialistischen Ideologie, so dass<br />

nicht mehr von einem Mitläufer gesprochen werden kann. <strong>Kollath</strong> begann mit der<br />

Ausarbeitung eines Hygienelehrbuchs, natürlich „im nationalsozialistischen Sinne“,<br />

wie er dem Dekan der Medizinischen Fakultät in einem Brief mitteilte. 9 In das Gebiet<br />

der Hygiene schloss er auch ausdrücklich die Rassenhygiene ein, wie entsprechende<br />

Vorlesungen, Seminare <strong>und</strong> Vorträge belegen. Er engagierte sich stark für<br />

einen Lehrstuhl für Erbbiologie <strong>und</strong> Rassenhygiene, der 1943/44 eingerichtet wurde,<br />

<strong>und</strong> versuchte Hermann Boehm (1884-1962) dafür zu gewinnen. Dieser Plan zerschlug<br />

sich, so dass dann Hans Grebe (1913-1999) als einer der jüngsten Professoren<br />

des nationalsozialistischen Deutschlands berufen wurde.<br />

Im Sommer 1936 wurde <strong>Kollath</strong> zum 1. Stellvertreter im Rostocker Erbges<strong>und</strong>heitsgericht<br />

bestellt. In seiner Personalakte finden sich eine Reihe von Anhaltspunkten,<br />

die seine regimekonforme Haltung belegen. 10 So denunzierte <strong>Kollath</strong> in einem<br />

Reisebericht von 1936 zwei Kollegen. Es gibt Berichte von Mitarbeitern zu seiner<br />

politischen Einstellung <strong>und</strong> seinen Kontakten zu führenden Nationalsozialisten, wie<br />

z. B. zum Gauleiter von Mecklenburg Friedrich Hildebrandt (1898-1948).<br />

Auch in seinen Veröffentlichungen positionierte er sich eindeutig – <strong>und</strong> dabei<br />

nicht nur in den Vorworten. Selbst dort ließ er es sich nicht nehmen, darauf hinzuweisen,<br />

mit dem Schreiben des Buchs am Tag des Polenfeldzugs begonnen zu haben.<br />

11 Die (eigene) Wissenschaft ordnete er der Staatsräson unter. So schrieb er<br />

1937: „Sie [die Hygiene – GV] muß sich aber auch der politisch-wirtschaftlichen<br />

staatlichen Gr<strong>und</strong>anschauung <strong>und</strong> Gesetzgebung anpassen“. 12 Sein 1937 erschiene-<br />

7<br />

Melzer, Vollwerternährung 2003, 207-259, ders., <strong>Werner</strong> <strong>Kollath</strong> 1933-1945.<br />

Dokumentensammlung <strong>und</strong> Kommentare. Bad Soden 2002.<br />

8<br />

Universitätsarchiv Rostock (UAR), Personalakte (PA) <strong>Werner</strong> <strong>Kollath</strong>, Bl. 19.<br />

9<br />

Melzer, Vollwerternährung 2003, 219.<br />

10<br />

UAR, PA <strong>Werner</strong> <strong>Kollath</strong>.<br />

11<br />

<strong>Werner</strong> <strong>Kollath</strong>, Zur Einheit der Heilk<strong>und</strong>e. Stuttgart 1942.<br />

12<br />

<strong>Werner</strong> <strong>Kollath</strong>, Von den Aufgaben der hygienischen Forschung im 3. Reich (Rostocker<br />

Universitätsreden, Bd. 21). Rostock 1937, 18.

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