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Der Hygieniker und Ernährungswissenschaftler Werner Kollath

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David Katz – Eckpfeiler der deutschen Psychologie der Weimarer Republik 51<br />

dass die kindlichen, sprachlichen Äußerungen nicht auf Laut- oder Silbenebene wie<br />

damals eben üblich, sondern unter Berücksichtigung der semantischer Aspekte in<br />

ihrem jeweiligen natürlichen Kontext analysiert wurden. Neben der gegenseitigen<br />

Unterstützung bei diversen weiteren Arbeiten sei noch auf den Erziehungsratgeber<br />

hingewiesen, den er 1925 zusammen mit seiner Frau publizierte. 13 Dieses Büchlein<br />

steht in entwicklungs- bzw. pädagogisch-psychologischer Hinsicht der<br />

Montessoripädagogik <strong>und</strong> dem behavioristischen Ansätzen sehr nahe. Insbesondere<br />

die Nähe zu den Ideen Maria Montessoris (1870-1952) könnte dafür sprechen, dass<br />

der Ratgeber überwiegend von Rosa verfasst wurde, David aber möglicherweise<br />

auch deswegen als Erstautor auftrat, um einen besseren Absatz zu erzielen.<br />

Eine Besonderheit des Rostocker Instituts war dessen tierpsychologische Forschungsstation,<br />

in der zu Wahrnehmung, Lernen <strong>und</strong> Gedächtnis sowie zum Sozialverhalten<br />

vor allem von Hühnern, aber auch von anderen Tieren experimentiert<br />

wurde. Hiermit griff er eine seiner Göttinger Forschungsaktivitäten wieder auf. Dort<br />

hatte Katz unter der Leitung von G. E. Müller auch mit Erich Jaensch (1883-1940)<br />

im Rahmen von tierpsychologischen Studien zusammengearbeitet, der später nicht<br />

nur der NSDAP beitrat, sondern mit dem Entwurf einer Typologie die Rassenideologie<br />

der Adolf Hitlers <strong>und</strong> der NSDAP rechtfertigte. 14<br />

Überhaupt blieb David Katz in Rostock <strong>und</strong> auch später in England <strong>und</strong> Stockholm,<br />

wo ihn seine weitere wissenschaftliche Laufbahn hinführen sollte, der experimentellen<br />

bzw. empirischen Methodik immer verpflichtet. Die Inhalte seiner Forschung<br />

änderten sich natürlich durch den wissenschaftlichen Fortschritt, wurden<br />

aber wie für Rostock bereits angedeutet auch durch die Verpflichtungen im jeweiligen<br />

Amt bestimmt. So stammen die pädagogisch-psychologischen Publikationen<br />

von David Katz überwiegend aus seiner Rostocker <strong>und</strong> Stockholmer Zeit, wo er<br />

Lehramtsstudierende unterrichtete.<br />

Die Jahre an der Universität Rostock wurden für David Katz auch dadurch wissenschaftlich<br />

überaus fruchtbar, weil eine große Zahl von Schülern den Weg zu ihm<br />

fanden, von denen etwa 21 promovierten. Die vollständige Liste der Promovenden/innen<br />

findet sich in der Staatsexamensarbeit von Susanne Köhler, die für ihre<br />

Arbeit sehr sorgfältig im Universitätsarchiv recherchiert hat. 15 Katz selbst nennt in<br />

seiner Autobiographie 16 eine höhere Zahl, was zeigt, dass auf das menschliche Gedächtnis<br />

auch als historische Quelle nicht immer Verlass ist.<br />

Interessanterweise hat Thorleif Schjelderup-Ebbe (1894-1976), der später zu einem<br />

der bekanntesten Psychologen Norwegens avancierte, nicht in Rostock promo-<br />

13 David Katz/Rosa Katz, Die Erziehung im vorschulpflichtigen Alter. Leipzig 1925<br />

14 Helmut Lueck, Artikel Erich Jaensch, in: Personenlexikon Deutschsprachiger Psychologinnen<br />

<strong>und</strong> Psychologen 1933-1945 „Psychologie <strong>und</strong> Nationalsozialismus“. In Vorbereitung.<br />

15 Susanne Köhler, Sonderpädagogische Inhalte im Werk von David Katz (unveröffentl.<br />

Staatsexmensarbeit). Rostock 2005, Anhang; David Katz, Autobiography, in: Edwin G.<br />

Boring/Heinz <strong>Werner</strong>/Herbert S. Langfeld/Robert Mearns (Hrsg.), A history of psychology in autobiographie<br />

(Bd. 4), Worcester (Mass) 1952, 189-211. Verwendet wurde auch das deutsche Original-Typoskript.<br />

16 Siehe Fußnote 2.

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