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Der Hygieniker und Ernährungswissenschaftler Werner Kollath

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168<br />

Juliane Deinert<br />

Noch zahlreicher waren die Zugänge in die Sturmabteilung (SA). Während zu Beginn<br />

des Wintersemesters 1929/30 die gesamte Rostocker SA kaum mehr als 35<br />

Mann gezählt hatte, 26 waren gegen Ende 1933 71% der eingeschriebenen Studenten<br />

in der SA organisiert. 27<br />

Viele Studierende „verstanden sich [...] als Vorkämpfer“ einer neuen hochschulpolitischen<br />

Zeit. 28 <strong>Der</strong> Professor sollte sich „zum älteren Kameraden“ wandeln <strong>und</strong><br />

nicht mehr der „unnahbare“ Gelehrte sein. 29 Daraufhin sahen sich die meisten Hochschullehrer<br />

in ihrer Gelehrtenautorität verletzt <strong>und</strong> empörten sich über die Geringschätzung<br />

ihrer Position. 30 Besonders in den ersten Monaten nach der Machtergreifung<br />

durch Hitler prägten die Hochschüler das Klima an der Universität: vereinzelt<br />

erschienen sie nur noch in SA-Uniform zum Unterricht oder sie versperrten die Zugänge<br />

zu den Veranstaltungen ihrer jüdischen Professoren Hans Moral <strong>und</strong> David<br />

Katz. 31<br />

Als das Gesetz „zur Wiederherstellung des Berufsbeamtentums“ vom 07. April<br />

1933 herausgegeben wurde, waren die Betroffenen „zwecks Vermeidung von Unruhen“<br />

bereits dazu gedrängt worden, Urlaub auf unbestimmte Zeit zu nehmen. 32 In<br />

Rostock war der Lehrkörper demnach besonders schnell gesäubert worden. Tatsächlich<br />

fiel die Zahl der Entlassungen vergleichsweise gering aus, dies lag zum einen an<br />

dem kleinen Anteil jüdischer Lehrer <strong>und</strong> der großen Zahl der sich als „unpolitisch“<br />

begreifenden Hochschullehrerschaft.<br />

Neben den Lehrenden waren auch jüdische Studierende von antisemitischen Verfolgungsmaßnahmen<br />

betroffen. Auch ihr Anteil war im Vergleich zu anderen Universitäten<br />

vergleichsweise klein. Auf der Gr<strong>und</strong>lage des „Gesetzes gegen die Überfüllung<br />

deutscher Schulen <strong>und</strong> Hochschulen“ vom 25. April 1933 sollte die Zahl der<br />

noch kontinuierlich stieg, so ist die Mitgliederquote bis zum Ende des laufenden Semesters sogar<br />

noch höher anzusetzen.<br />

26<br />

Regierungsrat Dr. Bergengruen, Aus den Anfängen der Hochschulgruppe Rostock der NSDStB,<br />

in: Zehn Jahre Nationalsozialistischer Deutscher Studentenb<strong>und</strong> Universität Rostock 1928-1938,<br />

hrsg. von der Studentenführung der Universität Rostock, Dr. H. J. Theil, Rostock 1938, 5-6, hier 5.<br />

27<br />

Prozentsatz nach den Angaben auf den Studentenkarten berechnet.<br />

28<br />

Michael Wildt, Generation des Unbedingten. Das Führungskorps des Reichssicherheitshauptamtes.<br />

Hamburg 2002, 88.<br />

29<br />

Rostocker Universitätszeitung, Sommersemester 1933, Nr. 1, 9.5.1933, 11.<br />

30<br />

Otto Piper, <strong>Der</strong> politische Radikalismus auf den deutschen Hochschulen. Ein Beitrag zur Sozialpsychologie<br />

<strong>und</strong> Sozialpädagogik, in: Deutsche R<strong>und</strong>schau, Bd. CCXXX Januar/ Februar/ März<br />

1932, 58. Jahrgang, 99; dazu auch Grüttner, Studentenschaft, 74.<br />

31<br />

Neben den jüdischen Professoren Hans Moral <strong>und</strong> David Katz fielen die jüdischen Assistenten<br />

Dr. phil. Nagelschmidt <strong>und</strong> Dr. phil. Else Hirschberg sowie der Medizinalpraktikant der Kinderklinik<br />

Dr. Gustav Posner den Restriktionsmaßnahmen der Nationalsozialisten zum Opfer. Dazu:<br />

Wilhelm Kreutz, Jüdische Dozenten <strong>und</strong> Studenten der Universität Rostock, in: Universität <strong>und</strong><br />

Stadt: wissenschaftliche Tagung anlässlich des 575. Jubiläums der Eröffnung der Universität Rostock,<br />

hrsg. von Peter Jakubowski <strong>und</strong> Ernst Münch, Rostock 1995, 235-254; Rostocker Anzeiger<br />

vom 4.4.1933, „Die jüdischen Hochschullehrer <strong>und</strong> der Boykott“; LHA Schwerin, MfU 5.12-7/1,<br />

Akte 627, Blatt 119.<br />

32<br />

Reichsgesetzblatt 1933, Teil 1, 175.

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