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Der Hygieniker und Ernährungswissenschaftler Werner Kollath

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Das Rektorat unter Professor Heinrich Brill 1936/37 101<br />

Gaudozentenb<strong>und</strong>sführer auch innerhalb der Dozentenschaft eine Stellung<br />

einnimmt, die eine autoritative Stoßkraft in seinem Amte gewährleistet.“ 75<br />

Es wird eines klar an den Entscheidungen, die Brill trifft: Diejenigen, die sich offen<br />

zum Nationalsozialismus bekannten, wurden von ihm gefördert <strong>und</strong> konnten darauf<br />

hoffen, Projekte verwirklichen zu können oder die Karriereleiter hinauf zu steigen.<br />

Aber auch diejenigen, die sich weniger stark dem Nationalsozialismus verb<strong>und</strong>en<br />

fühlten, erhielten eine Chance. Anders als man es von einem Nazi wie Brill erwarten<br />

würde, schien es ihn nicht zu stören, wenn in einer Beurteilung ausgesagt wurde,<br />

dass besagte Person weniger stark dem Nationalsozialismus verb<strong>und</strong>en sei. Dies<br />

kann allerdings wie im Fall von Hans Diller auch hochschulpolitisch erklärt werden,<br />

da Stellen nicht ausgefüllt werden konnten <strong>und</strong> die Position mit entsprechend gut<br />

ausgebildeten Leuten besetzt werden mussten. In diesem Fall war es also nicht hinderlich,<br />

wenn besagter Kandidat nicht dem Bild eines nationalsozialistischen Musterprofessors<br />

entsprach.<br />

Benachteiligung von Personen durch Brill<br />

Obwohl die erste Entlassungswelle an den Hochschulen im Dritten Reich bereits vorüber<br />

war, wurden dennoch Professoren auch nach dieser Zeit aus dem Dienst entlassen,<br />

entweder durch einen vorzeitigen Ruhestand oder eine Versetzung an eine<br />

andere Hochschule. Die hier aufgeführten Professoren ereilte dasselbe Schicksal,<br />

wobei Brill in einem der beiden Fälle selbst aktiv eingriff. 76<br />

So wurde Helmuth Schreiner zum 29. Juni 1937 von Reichsstatthalter Hildebrandt<br />

in den Ruhestand versetzt <strong>und</strong> von sämtlichen Ämtern beurlaubt. 77 Dies geschah<br />

gemäß § 6 GWBB, 78 womit der Rechtsweg ausgeschlossen war. <strong>Der</strong> Dekan<br />

der Theologische Fakultät Friedrich Brunstäd (1883-1944) versuchte dennoch,<br />

Schreiner vor dem vorzeitigen Ruhestand zu bewahren. 79 Als Gründe für seinen vorzeitigen<br />

Ruhestand fügte der Dekan Folgendes an: So habe Anfang 1936 der Reichsstatthalter<br />

in einer öffentlichen Rede Schreiner, den er ausdrücklich mit Namen in<br />

der Rede nannte, vorgeworfen, dieser habe gesagt, dass man sich mit dem Katholizismus<br />

gegen den Nationalsozialismus verbünden müsse. Dieser Vorwurf war jedoch<br />

75 Ebd.<br />

76 Die Entlassung von Prof. Ganther wird hier nicht erwähnt, da zu diesem Thema ein eigener Auf-<br />

satz in diesem Band erscheint.<br />

77 UAR, PA Schreiner, Bl. 60, Schreiben an Schreiner über seinen sofortigen Ruhestand,<br />

29.06.1937.<br />

78 Gesetz zur Wiederherstellung des Berufsbeamtentums, § 6, sagt aus, dass Beamte zur Vereinfachung<br />

der Verwaltung in den Ruhestand versetzt werden dürfen. – Siehe Abschrift des Gesetzestextes<br />

auf: http://www.documentarchiv.de/ns/beamtenges.html (01.03.2011, 10:07h).<br />

79 So wies er beispielsweise darauf hin, dass eine Neubesetzung der Professur schwierig sei, da<br />

geeignete Kollegen kaum vorhanden wären, dass Schreiner ein Schüler Adolf Stöckers war <strong>und</strong><br />

„mit innerer Notwendigkeit <strong>und</strong> Bereitschaft zu den Gr<strong>und</strong>gedanken <strong>und</strong> Zielsetzungen des Nationalsozialismus<br />

[stehe]“( Bl. 62 „v“ ) <strong>und</strong> dass Schreiner Frontkämpfer war, der mehrmals verw<strong>und</strong>et<br />

wurde, <strong>und</strong> zu den sogenannten Kinderreichen gehöre. - UAR, PA Schreiner, Bl. 62-64, Schreiben<br />

der Theologischen Fakultät zum Ruhestand von Schreiner, 30.06.1937.

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